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BIKE-AID erfolgreich bei der Routes de Moselle in Frankreich

Dienstag, Jun 15, 2010 in Pro Cycling

Matthias Schnapka schließt das dreitägige Etappenrennen in Frankreich auf Platz 6 der Gesamtwertung ab.
Tag 1: Semi Nocturne in Forbach. Das bedeutet so viel wie „halb Nacht“, also ein Abendrennen. Klingt doch schön? Die Strecke dagegen ließ so manchen Fahrer erschrecken. Zwei Geraden a 750m auf dem vierspurigen Boulevard von Forbach. Am Ende jeweils ein Wendepunkt mit 180 Grad Turn.  Also antreten, auf Null abbremsen, antreten, auf Null abbremsen......Und dabei immer die gesamte Strecke im Blick, also kaum eine Chance für Ausreißer. So kam es zum Sprint des Hauptfeldes und Matthias flog auf Platz 6. Eine gute Ausgangssituation für die nächsten Etappen. 
 
Tag 2: Prix de la Ville de Freyming Merlebach. Wieder eine kürzere Rundstrecke, aber auch mit besonderem Reiz. Denn je Runde sahen die Fahrer das Ziel zwei mal. Vor dem Ziel 300m bergab, auf Null abbremsen und um den Wendepunkt, dann 300m berghoch zum Ziel. Ein paar Kinder versüßten die Strecke mit Reißnägel, so dass vielen Fahrern, äh nein Reifen die Luft ausging. Auch Nils Kramer war davon betroffen, konnte aber das Laufrad wechseln und sich dann wieder ins Renngeschehen werfen. Wer zu Schulzeiten was angestellt hatte, musste zur Strafe ja auch mal das ganze 100x an die Tafel schreiben, dann sollte die Lektion gelernt sein. Leider gab es keine Möglichkeit die Kinder aufs Rad und 100 x über die Strecke zu schicken:-). Die rund 100 Wendepunkte in Forbach schienen aber ausgereicht zu haben, damit Matthias verstanden hatte wie es funktioniert. Denn mit Platz 7 konnte er sich am Ende erneut vorne behaupten, Nils folgte auf Platz 20.  
 
Tag 3: 143,5km um Sarreguemines. Nach zwei Rundstreckenrennen ein langes Überlandrennen ist der ideale Abschluss um den Fahrerin richtig schmerzen in den Beinen zu bereiten. Die Strecke war aber motivierend genug. Was bei uns aufgrund der bürokratischen Schwierigkeiten fast undenkbar ist, ist für die Franzosen scheinbar ein Kinderspiel. So konnten die wenigen Saarländer im Feld einmal im Renntempo die vielen kleinen Straßen des heimischen Trainingsreviers in Angriff nehmen. Im ständigen auf und ab in der welligen Landschaft musste Matthias nur irgendwie mit dem Feld ins Ziel kommen um seinen Platz in der Gesamtwertung zu halten. Die Kräfte reichten genau 143,2km. Am Schwimmbad in Saargemünd (dürfte fast jedem heimischen Radfahrer bekannt sein) ging es links ab und noch 300m hoch zum Ziel. Da gingen die Lichter aus und im Tagesergebnis war nichts zu machen, Platz 39. Aufgrund der guten Vorarbeit reichte dies aber zu einem 6. Platz in der Gesamtwertung. Teamkollege Nils Kramer beendete die 3 Tage ebenfalls auf einem guten 19. Platz.  
 
Drei Tage Radrennen in Frankreich zeigten wiedereinmal deutlich die Unterschiede zwischen uns und unseren Nachbarn. Bei uns scheitern die Vereine zunehmend an den behördlichen Auflagen, während bei König Fußball rund 100 Millionen Euro jährlich an Steuergeldern für die Spezialeinsätze der Polizei verpulvert werden um die Gewalt unter den Fans einzudämmen. Alpe d´Huez bei der Tour de France oder wie unlängst beim Giro d´Italia: Millionen von Menschen feiern den  Sport voller Emotionen, mit der Möglichkeit direkt das Geschehen zu beeinflussen und dennoch bleibt alles friedlich. Woher kommen diese Unterschiede? Ein Interessantes Thema für eine Studie, aber zu lang für hier.  
 
Wenn es dann hierzulande mal ein Rennen mit größerer Runde gibt, stehen wir uns mit unserer deutschen Gründlichkeit selbst im Weg und treiben den Aufwand in Absurde, wobei die Atmosphäre dann verloren geht. Das Rennen in Saargemünd ging über 140km quer durch die Gemeinden, auf großen und kleinen Straßen. Zur Sicherung reicht ein Motorrad-Club und ein Polizeiauto um ein Feld mitten durch den fließenden Verkehr zu führen. Keine Straßensperren bereits etliche Stunden vor dem Rennen, keine hunderte von Parkverbotsschilder in allen Orten  um letztlich auch ja den letzten Anwohner zu verärgern. Mit etwas mehr Rücksicht und Gelassenheit  aller Beteiligten ist dies kein Problem und so gab es in Saargemünd sogar keinen einzigen Sturz. Wenn wir hierzulande zunehmend an den Schwierigkeiten scheitern ein Radrennen zu organisieren, scheint manchmal ein Blick zu unseren Nachbarn eine gute Inspiration, mit welcher Einfachheit dort vorgegangen wird.