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Krachen gehen am Vulkan - HEGAU 100, geteilt durch zwei!

Freitag, Sep 29, 2023 in Gravel Team

Es kann halt nicht immer alles nach Plan laufen.

In meiner Zeit als Radrennfahrer galt für mich bisher immer ein einfacher, aber wichtiger Grundsatz: „Nicht aufgeben, durchfahren!“ Bis auf zwei Straßenrennen, bei denen ich gestürzt bin, habe ich alle meine Rennen beendet. Klar, manchmal als absolut letzter Fahrer, aber in der Wertung. 

In Hegau lief es dieses Jahr anders. 2021 bin ich das Gravel-Rennen dort gefahren und konnte einen soliden vierten Platz trotz ernstzunehmenden Sturz einfahren. Es ging damals eine Runde, etwa 50 Kilometer über super steile Rampen bergauf und bergab durch das wunderschöne Vulkanland am Bodensee. Anstrengend, aber lösbar.

Im Jahr 2023 wurde die Distanz dann verdoppelt und das ohnehin herausfordernde Rennen wurde zu HEGAU 100 - einem zwei Runden Rennen über den MTB Kurs, der technisch eher zum gähnen ist, aber eben steil, vor allem, wenn man keine 60 Kg wiegt.

Für mich standen vor dem Start alle Zeichen auf Sieg. Bin ich vor zwei Jahren noch mit meinem schweren Cannondale und 3,5 Bar Clincher-Reifen an den Start gegangen, hatte ich nun ein Rad aus Carbon und richtig schnelle Aerycs Laufräder mit High-End-Tubeless-Reifen! Auch noch montiert war die 53/39 Kurbel aus dem topfebenen Rennen in den Niederlanden, ein fataler Fehler!

Nach einem entspannten Start ging es nach zwei Minuten in den ersten Anstieg, in dem ich direkt den Anschluss an das gesamte Feld verloren habe. Die Kurbel drehte sich weniger als 50 mal pro Minute und meine Beine waren direkt zu wie ein Supermarkt an einem Sonntag in Baden-Württemberg! Da war nichts mehr los.

Im Rennverlauf konnte ich zwar durch unnötig schnelles Bergab fahren teilweise auf abgehängte Fahrer auffahren, aber in der nächsten Steigung wurde ich wieder abgestellt, frustrierend. An manchen Stellen musste ich dann im Verlauf der ersten Runde absteigen und schieben - dafür hatte ich an diesem Tag keine Nummer dran gemacht.
 
Die Versuchung, bei der ersten Zieldurchfahrt auszusteigen, hatte ich die ganze Zeit vor Augen, schob sie aber weg, weil das keine Option sein durfte. Mit dem Gedanken, die gleichen steilen Rampen dann aber nach zwei Stunden nochmal hochfahren zu müssen, wurde die Idee abzusteigen, jedoch immer attraktiver. 

Nachdem ich ein weiteres Mal absteigen und schieben musste und dann mit meinen Straßenschuhen nicht mehr ins Pedal kam, weil alles voller Erde war, war der Tag für mich gelaufen und ich resignierte auf dem Weg zurück nach Singen. Vor zwei Jahren konnte ich mir auf den letzten Kilometern zum Ziel noch durch geschicktes Attackieren einen besseren Platz sichern, diesmal würde ein DNF hinter meinem Namen stehen.

Im Zielbereich verweigerte ich die Finisher-Medaille und aß 11 halbe Müsli-Riegel. Danach war mir richtig schlecht, ich fuhr zurück zum Bus und setzte mich da auf den Boden und wartete auf meine Freunde aus dem Team, die alle noch Rennen fuhren. Kein besonders geiles Gefühl, aber manchmal muss das sein.

Richtig gut war allerdings die Zeit mit der BIKE AID Community vor Ort. Neben Profis, Mountainbikern und ehemaligen Profis Rennen zu fahren ist eine ganz besonders tolle Erfahrung und für mich schon Gewinn genug. HEGAU 100 werde ich nächstes Jahr zur UCI Qualifizierung noch einmal angreifen, dann jedoch weniger überheblich und mit einer besseren Vorbereitung. 

Von Stefan Brencher