Was soll man davon halten, das Jedermann Teams aufrüsten und versuchen eins zu eins zu Kopieren, was man Profiradsport nennt. Wie verträgt sich das eigentliche Ansinnen von Jedermann Rennen damit, dass die Spitze nicht weniger verbissen an die Sache rangeht wie ambitionierte Leistungssportler? Warum dann nicht gleich „richtige Rennen fahren, oder können sie das nicht?“
Genauso finden sich mittlerweile auch ehemalige Top Fahrer vom A-Amateur bis zum gedopten Ex-Profi in der Jedermann Szene. Die einen sagen, es ist schöner ein anspruchsvolles Straßenrennen in den Metropolen oder Alpen zu fahren als Sonntags morgens ein Rundstreckenrennen auf einer 1.000m Runde im Industriegebiet. Die Anderen scheinen sich hier in der Anerkennung der Jedermann Szene zu sonnen, in der es grundsätzlich darum geht sich einen Tag wie ein Profi fühlen zu dürfen.
Was hat das ganze mit BIKE AID und unserem Kontinental Team zu tun? Ganz einfach: Die nächsten 3 Wochen ist unser Team wieder im Dauereinsatz in Rundfahrten in Rumänien und China und es gab Personalnot. Kurzerhand hat unser Fahrer Yannick Meyer seinen Trainingskollegen Jonas Leefmann vorgeschlagen.
Wer, Jonas Leefmann, nie gehört, wo ist der denn vorher gefahren? Das waren unsere Fragen. Aber Yannick sagte, der Typ ist fit, berghoch hängt er uns wohl alle ab und er hat Zeit, denn er hat mit 32 Jahren gerade sein Jurastudium beendet. Aber Jonas ist eben genau diese Jedermann Rennen gefahren. Er gehört zu den erfolgreichsten und auch zu den beliebtesten Jedermann Fahrer der Szene, zu letzterem er 2013 gewählt wurde. Also nicht der verbissene Egomane sondern ein absolut sympathischer Typ. Dennoch: Würde er damit die Chance bekommen in einem Kontinental Team zu fahren? Wohl eher nicht, zumindest nicht in „traditionell“ strukturierten Teams. Aber da wir bei BIKE AID dort nicht dazu gehören und auch nicht wollen können wir eben genau das probieren. Also Jonas eingepackt und vom Jedermann Rennen an den Start eine UCI 2.1 Rundfahrt katapultiert.
Und? Heute die erste Etappe, erste Bergwertung. Mehrere Giro d´Italia Teams legen los, große Namen, Namen die wir lieber nicht mehr im Radsport sehen möchten. Es wird attackiert und jeder versucht in eine Fluchtgruppe zu kommen. Nach einiger Zeit macht es Päng und Jonas fährt davon. Zwei „Profis“ können folgen und die 3 wurden lange nicht mehr gesehen, die anderen BIKE AID Fahrer im Feld können sich das Grinsen nicht verkneifen. Jonas gewinnt unterwegs 2 Bergwertungen und wird erst in einem langen Anstieg der ersten Kategorie nach 179km gestellt, fällt entkräftet hinter das Feld zurück, erreicht aber sicher das Ziel nach 224km.
Und jetzt? Wir finden Jonas hat allemal das Zeug solche Rennen zu fahren und vielleicht werden ja zukünftig mangels Nachwuchs auch Talente für den Profisport aus der Jedermannszene rekrutiert? Irgendwie absurd, aber warum nicht.
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