Image
Image Image
Image

Tour du Rwanda 2022

Donnerstag, Mär 3, 2022 in Pro Cycling

Wie die schreckliche Geschichte Ruandas das Land in den Bann des Radsports zog.

Die Meisten wissen, dass Ruanda ein kleines Land in Ostafrika ist. Manch einer hat vielleicht auch schon von dem schrecklichen Völkermord im Jahr 1994 gehört. Während dieses Massakers, das etwa 100 Tage andauerte, wurden fast eine Million Hutus und Tutsis von bewaffneten Milizen umgebracht. Die Spuren dieses Völkermordes sind noch heute spürbar.

Wiedervereinigung durch das Fahrrad

Etwas mehr als ein Jahrzehnt nach dem schrecklichen Völkermord fand der Amerikaner Jacques Boyer seinen Weg nach Ruanda. Zunächst versorgte er die arme Bevölkerung mit Fahrrädern und leistete erste Hilfe, doch dann sah er die Chance, die Bevölkerung über den Sport, insbesondere den Radsport, wieder zusammenzubringen. Er gründete die Rwandan Cycling Academy. Mit dem Ziel, den ersten ruandischen Radsportler zu den Olympischen Spielen 2012 in London zu bringen, wurde das Fahrrad für die Ruander immer wichtiger, um das Elend des Genozids zu überwinden. Die Fahrer des Team Ruanda wurden zu Nationalhelden. Sie brillierten bei ihrem Heimrennen, brachten so die Nation wieder näher zusammen und machten den Radsport zum Sport Nummer eins.

Das erste, was unsere Fahrer in den Tagen vor dem Rennen bemerkten, war die Leidenschaft für den Sport in der ruandischen Gesellschaft "Wir haben vor dem Rennen ein paar Trainingsfahrten gemacht, und es war unglaublich zu sehen, wie sehr wir hier als Radsportler willkommen sind. Mehrere junge Fahrer schlossen sich uns an und auf dem Weg liefen die Schulkinder neben uns her und feuerten uns an, als wir an ihnen vorbeifuhren", so Wesley Mol. Für Niko war es das vierte Mal, dass er im Land der tausend Berge fuhr, aber auch er spürte die Liebe der Ruander zum Radsport: "Auch für mich war es wieder etwas Besonderes zu sehen, dass die meisten Menschen in Ruanda das Fahrrad als Transportmittel für ihre Arbeit nutzen. Wir wurden von Menschen auf 20 Kilogramm schweren Fahrrädern, beladen mit Hunderten von Bananen oder mehreren Matratzen auf dem Rücken bergauf gejagt. Jeder wollte ein paar Meter mit uns 'fahren'. Echt cool!"

Straßen Weltmeisterschaft 2025

Während des Rennens zeigten sowohl der Veranstalter als auch die Regierung wie gut sie professionelle Sportveranstaltungen organisieren können. Alle von der UCI und dem Land selbst auferlegten COVID-Maßnahmen wurden in den Hotels und rund um das Rennen perfekt umgesetzt. Die Teams wohnten während des gesamten Rennens im selben Hotel, es wurden mehrere PCR-Tests durchgeführt, die Transfers liefen reibungslos, und - was besonders wichtig ist - die Sicherheit aller Teilnehmer war während des gesamten Rennens gewährleistet. Im Gegensatz zum Vorjahr durften die Zuschauer wieder am Straßenrand stehen. Tausende von Menschen kamen an den "Mur de Kigali" und andere Radsport Hotspots der Region. Die Menge an Fans war unglaublich. Die Zuschauer verhielten sich sehr respektvoll, so dass es keine Zwischenfälle gab und das Rennen ohne Störungen über die Bühne gehen konnte.

 "Ich bin sehr froh, dass wir wieder vor Publikum Rennen fahren können. So wird jede Etappe zu etwas ganz Besonderem. Sie schaffen eine außergewöhnliche Atmosphäre und Motivation, die man bei vielen anderen Rennen so nicht erlebt. Gleichzeitig zeigen sie ihre Dankbarkeit für das Rennen gegenüber dem Veranstalter und der Regierung, indem sie sich an die vorgegebenen COVID-Regeln halten. Ich bin sicher, dass auch Herr Lapartient dies erkannt und berücksichtigt hat, als er entschied, dass die UCI Straßen Weltmeisterschaften 2025 in Ruanda stattfinden werden. Ich kann mir kein besseres Land vorstellen, um die ersten Weltmeisterschaften in Afrika auszutragen", sagt Adne.

Was macht Radrennen in Ruanda so einzigartig?

Die Tour du Rwanda ist das wohl größte und härteste Radrennen Afrikas. BIKE AIDs Sportdirektor Anton Wiersma erklärt es so "Das Land liegt auf knapp 1600 Metern Höhe. Kleine Berge erreichen hier schnell die 2000 Meter Marke. Unsere Fahrer, die nicht aus der Höhe kommen, spüren den Sauerstoffmangel in der Luft direkt. Die einheimischen Fahrer sind im Gegensatz voll akklimatisiert und können auch hier gut im hochintensiven Bereich fahren. Das verleiht dem Rennen eine besondere Note."

Zusammenfassend können wir sagen, dass das Team eine sehr starke Leistung und ein tolles Ergebnis abgeliefert hat!
Die Fahrer belohnten sich für ihre täglich Aufopferung mit dem Sieg der Teamwertung! Außerdem fuhr Jesse Ewart in seinem ersten Rennen mit dem Team auf einen eindrucksvollen dritten Platz im GC. Nach Henoks Debüt in Antalya, wo er zeigte, was er am Berg kann, wurde der Eritreer Fünfter in der Gesamtwertung.
Adne, Niko und Wesley haben sich in diesem Rennen absolut in den Schatten der GC-Kandidaten gestellt und eigene Großchancen auf einen Etappensieg liegen lassen. Ohne ihre täglichen, extrem harten Einsatz wäre dieses tolle Ergebnis nicht möglich gewesen!