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La Tropicale Amissa Bongo au Gabon

Montag, Mär 23, 2015 in Pro Cycling

Einen schöneren Namen kann ein Rennen kaum haben? BIKE AID war bei dem einzigen UCI 2.1 Rennen in Afrika sehr erfolgreich, manche Fahrer hatten aber auch so ihre Schwierigkeiten.

Man könnte die Geschichte so beginnen: Kennt ihr den Witz? Fahren drei Deutsche, ein Holländer und zwei Eritreer an den Äquator, was passiert? Dazu später mehr.

Zunächst einmal war es für uns eine große Freude, eine Einladung zu diesem Rennen zu erhalten. Die Tropicale Amissa Bongo ist das höchstklassierte Radrennen auf dem afrikanischen Kontinent. Die Veranstalter möchten möglichst viele Mannschaften der Tour de France an den Start bekommen und geben allen afrikanischen Nationalmannschaften die Möglichkeit zur Teilnahme. Wochenlang mussten wir auf die Zusage hoffen. Das OK kam erst, als die Jury um Bernard Hinault in Gabun unseren Mekseb zum Afrika Radsportler des Jahres 2014 gewählt hatte.

Ein paar Rennen sind wir ja mittlerweile in Afrika gefahren, dies bringt gewissen Erwartungen mit sich. Das erste was ein wenig verwunderlich war: Auf dem Weg zum Hotel sah man Arbeiter, die den Seitenstreifen der Straßen mähten. So viel Kleinbürgerlichkeit hatten wir bislang in Zentralafrika noch nicht gesehen. Auch die Autos wirkten so ordentlich. Keine Relikte asiatischer Kleinbusse, die das Doppelte ihrer Höhe durch aufgeladene Personen, Motorräder und Tiere erreichten. Wie üblich für Afrika, hatten wir die Taschen voller Trockenfutter, Müsli und Konserven. Für verwöhnte Europäer ist der Speiseplan bei afrikanischen Rennen nicht immer leichte Kost. Aber alles umsonst mitgeschleppt denn wir landeten in einem funkelnagelneuen Radisson Blu Hotel. Wir waren sprachlos und fielen über das Buffet her.

Auch sonst scheuten die Veranstalter keine Kosten: Immer wieder flog das gesamte Peleton mit dem Flugzeug zur nächsten Etappe. Eine neue Erfahrung war auch, ungeduscht, ohne Essen, teilweise in Rennkleidung ein Flugzeug zu besteigen, um nach einer morgendlichen Etappe abends noch ein Zeitfahren zu bestreiten. Gabun hat ein paar Merkmale, die nicht ganz zu den restlichen Ländern Zentralafrika´s passen. Es ist etwa 75% so groß wie Deutschland und hat nur 1,6 Mio. Einwohner. Zu dem geht es dem Land wirtschaftlich recht gut im Verhältnis zu den umliegenden Ländern. Also ein kleines, aufgeräumtes Land, das auch schon als die Schweiz Schwarzafrikas bezeichnet wurde.

Für uns war es das erste Rennen der Saison. Eine Woche vor Abflug konnte man das Rennrad nur auf einem Rollentrainer bewegen oder sich mit dem Mountainbike durch den Schnee wühlen. Als wir am Start der ersten Etappe standen, ging das Thermometer auf 40 Grad hoch. Und da sind wir wieder beim Beginn unserer Geschichte. Aber so witzig wird es nicht. Christoph, Daniel und Matthias stellten den deutschen Teil der Truppe. So viel konnten sie aber nicht stellen denn ihre Körper sagten einfach nein. Wie sollen wir das genau beschreiben? Daniel meinte mal, er hätte sogar Krämpfe hinterm Ohr gehabt. Er lag manchmal auf der Straße und schrie so laut er konnte und die Polizisten dachten, der Junge muss ganz schnell in Krankenhaus. Seine Teamkollegen versuchten zu erklären, „der braucht noch kurz, dann fährt er weiter“. Bei Matthias sah es nicht anders aus. Vor lauter Krämpfen erschien es ihm einmal unmöglich, weit hinter dem Feld einen Zielanstieg von 1km Länge hinter sich zu bringen. Um die 15min hat er wohl gebraucht, bis er auf dem Zielstrich zu Boden fiel. Etwas schummrig vor Augen sah er, wie sein Teamkollege Daniel auf einer Krankenbahre abtransportiert wurde. Einige Zeit später, als die Kräfte wieder zur Unterhaltung reichten, berichtete Christoph, wie er es geschafft hat mit einem Bein ausgeklickt den Anstieg zu bewältigen. Das eine Bein ging noch etwas zum Treten, das andere krampfte nur dann nicht, wenn es leblos zu Boden hing. Sportlich war mit diesem Teil der Mannschaft also nicht so viel anzufangen, sie wären besser Skifahren gegangen.

Aber man sollte meinten, dass unser Holländer auch so seine Probleme mit dem harten Klimawechsel hatte? Nicht ganz. Denn Maarten hat die meiste Zeit des vergangenen Jahres in Malaysia verbracht. Sein Körper hat es also lernen müssen, bei tropischen Klimaverhältnissen Rennen zu fahren. Er fuhr dann auch ein sehr starkes Rennen und verpasste auf Platz 11 nur knapp die Top Ten der Gesamtwertung. Für Europcar war unser ehemaliger Teamkollege Dan Craven am Start, dem wir zu einem fünften Platz in der Gesamtwertung gratulieren können.

Am wenigsten Probleme hatten unsere beiden Afrikaner Mekseb und Meron, die immer wieder Top Ten Ergebnisse im Tagesklassement erreichten. Auf der vierten Etappe konnte Mekseb mit Platz 3 den ersten Podiumsplatz für BIKE AID in der neuen Saison erzielen. Dabei ließ er Top Sprinter wie den weißrussischen Meister Yauheni Hutarovich von der Tour de France Mannschaft Bretagne-Séché hinter sich. Die Gesamtausbeute mit Platz 11 in der Gesamtwertung, einmal Podium und weiteren 4 Top Ten Plätzen bei einem 2.1 Rennen sind ein gelungener Saisonstart für unser Team.

Internetseite Tropical Amissa Bongo

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