Eine Rundfahrt in Frankfurt, dass ist ja nicht weit oder? Eben doch 800km, wenn man das kleine Wörtchen Oder beachtet. Frankfurt Oder ist dem geneigten Leser der amtlichen Bekanntmachungen unseres Radsportverbandes wohl bekannt. Zu allerlei Bahnmaßnahmen werden Kaderathleten regelmäßig dort hin verfrachtet und bringen Erzählungen von der angeblich steilsten Holzbahn mit und den damit verbundenen Stürzen beim herunterfallen. Für uns alle war es die erste Fahrt in diese Stadt, die so weit am Ende unserer Republik liegt, dass die polnische Grenze in Form der Oder diese gleich teilt. Der Leser möge verzeihen, wenn wir zwecks kulturellem Aspekt unseres Rennberichts etwas Ostalgie anklingen lassen. Unsere erste Begegnung mit den Einheimischen war in Form der uniformierten Streifenpolizei. Etwas überschwänglich nach stundenlanger Autofahrt wollten wir uns in der Dämmerung noch die Beine locker rollen und die Stadt auskundschaften. Angehalten von den Beamten bekamen wir zu hören „Wenn ihr schon im Dunkeln da rum rollt, dann doch mit einem Trainer und Begleitfahrzeug“. Dieser kleine aber feine Unterschied zeigt doch, dass es Unterschiede zwischen drüben und hüben gibt. Nur dem Radsportinsider wird es auffallen, was es bedeutet wenn sich ein Polizeibeamter des Sicherheitsaspekts bewusst ist, wenn Radfahrer von ihrem Sportlichen Leiter im Begleitfahrzeug betreut werden. Bei uns in der Gegend bekam dafür so mancher Trainer schon eine Anzeige der Behörden.
Unsere Unterkunft muss auch noch erwähnt werden. Am schönen Helenesee direkt hinter dem FKK Bereich findet man zahlreiche Holzhütten im angrenzenden Wald. Strandschönheiten konnten wir leider nicht sichten, denen war es einfach zu kalt. Und uns war es nachts auch so kalt, das wir zu erst Toaster und Herdplatten auf Dauerbetrieb stellten, dann uns aber vernünftigerweise für Heizlüfter aus dem Baumarkt entschieden, mit denen wir die Innentemperatur auf gut über 30 Grad bekamen, was vor allem Patrick gefiel. Unsere Hütten trugen den Namen „ehemalige EKO Siedlung“. Dabei steht das EKO Eisenhüttenkombinat Ost der Planstadt Eisenhüttenstadt. Unsere Siedlung war ein Erholungsheim für die Arbeiterfamilien in der jüngsten Stadt Deutschlands, deren Industrieschlote wir am Horizont sahen.
Nach dem wir die Umgebung erkundet hatten standen rund 500km sportliche Betätigung an. Im Aufgebot hatten wir Timo Schäfer, Patrick Lechner und Matthias Schnapka. Zu dem durfte unser jüngster Philipp Kuntz bei seiner ersten Rundfahrt starten. Als Gastfahrer freuten wir uns über die sportliche Unterstützung durch Jonas Brödel. Gleich auf der ersten Etappe mischte Patrick Lechner ganz vorne mit, da Kopfsteinpflaster genau sein Ding zu sein scheint. 25 mal knallten wir bergab kurz vor der Zielpassage über die Pflastersteine und Patrick am Ende auf Platz 6 ins Ziel.
Auf 4 von 5 Etappen konnte Patrick Lechner unter die Top 20 fahren. Diese beachtenswerte Leistung fand sich in der Gesamtwertung mit Platz 21 leider nur bedingt wieder, da er im Zeitfahren zu viel Rückstand einbüßte. Dafür konnte sich Jonas Brödel mit einem 14. Platz im Zeitfahren in der Thälmannsiedlung zwischenzeitlich weit vorne in der Gesamtwertung einordnen. Auf der letzten Etappe gab es aber mit dem Zeisigberg eine wirklich harte Kopfsteinpflaster Mauer die wir 15 mal aufwärts bewältigen mussten. Leider war dies aber überhaupt nicht das Ding von Jonas, der viel Zeit verlor, sich aber wacker ins Ziel kämpfte, während Patrick wieder ganz vorne mitmischte.
Die Rundfahrt wurde vom Kontinental
Team Stölting nach belieben dominiert. Mit „großer Besetzung“ profitierten die jungen Profis Thomas Koep und
Tim Gebauer (schöne Startseite) auf Platz 1 und 2 der Gesamtwertung vor allem von der Unterstützung durch die ehemaligen Protour Fahrer Luke Roberts (Weltmeister und Olympiasieger) und Björn Schröder (Tour de France Teilnehmer). Der saarländische Profi Michael Hümbert konnte in Frankfurt Oder das Sprinttrikot gewinnen, wo zu wir im herzlich Gratulieren.
Einen großen Dank noch an Mama Schäfer, die uns bestens bekochte!