Eritrea, eines der kleinsten und ärmsten Länder Afrikas und gleichzeitig das erfolgreichste in Sachen Radsport auf dem ganzen Kontinent. Unser Team konnte sich selbst schon vor Ort von der einzigartigen Radsportbegeisterung überzeugen und der Radsport in Eritrea ist ebenso Teil unserer Teamgeschichte. Von Anfang an waren Sportler aus Eritrea in unserem Team, sie stehen wie keine anderen dafür, dass Radsport in diesem Fall biografische Perspektiven eröffnet, Chance aus Armut und Perspektivlosigkeit auszubrechen. In den westlichen Industrienationen ist Wettkampfsport erst einmal Luxus, niemand wird verhungern, wenn er ihn nicht mehr ausüben kann, niemand bekommt berechtigterweise die Empfehlung „Werde Radprofi, dann hast du die Chance, was aus deinem Leben zu machen“.
In manchen Gegenden der Erde sieht das allerdings anders aus. Wettkampfsport kann eine der ganz wenigen Möglichkeiten bieten, selbstbestimmt sein Leben in die Hand zu nehmen und für sich und die ganze Familie eine Existenzgrundlage zu schaffen. Wer sich die Bilder in Erinnerung ruft, als Daniel Teklehaimanot als erster Schwarzafrikaner überhaupt ein Wertungstriktot bei der Tour de France trug, kann erahnen welche Bedeutung dies für sein Land und Afrika hatte.
Der Weg, den nun einige männliche Athleten bereits gemeistert haben ist für Frauen meist noch steiniger. Bislang konnte keine Schwarzafrikanerin im internationalen Radsport Fuß fassen. Das eine Frau sich dazu entschließt Radsport auszuüben, ist in vielen Ländern religiös, kulturell und gesellschaftlich kaum denkbar. Aber in Eritrea gibt es auch eine viel zahl weiblicher jugendlicher, die den Radsport ausüben, dort gibt es keine Vorbehalte.
BIKE AID Fahrer Mekseb Debesay hat 2019 in Äthiopien das Strassenrennen der Afrikameisterschaften gewonnen, war damit für die Olympia Teilnahme in Tokio qualifiziert. Für unser Team wie auch für ihn persönlich wäre das ein Meilenstein gewesen. Aus berechtigten Gründen ist Olympia aufgrund der Corona Krise nun verschoben aber die persönliche Enttäuschung ist verständlich.
Allerdings damit nicht genug, ist auch Mekseb´s Schwester Mossana Debesay 2019 Afrikanische Meisterin geworden. Die beiden bilden damit das erfolgreichste Radsport-Geschwisterpaar Afrikas. Mossana ist die erste weibliche Schwarzafrikanerin, welche den Schritt in den international Radsport gewagt hat und ebenso die erste, welche bei olympischen Spielen teilgenommen hätte. Sie hätte damit für sich, ihr Land und den ganzen Kontinent Sportgeschichte geschrieben. „Für mich ist es sehr schmerzhaft, ich habe so viel investiert für diesen Traum, aber noch mehr traurig macht es mich für meine Schwester, sie musste dafür viel mehr entbehren, ihre Hoffnungen und Vorfreude auf Olympia waren so groß und jetzt ist alles ungewiss“, so Mekseb Debesay.
Gemeinsam mit unserem Partner Ursapharm hatten wir ein Stipendium für Mossana Debesay vergeben. Ein Förderprogramm, dass sie sich hier im Saarland mit unserem Team auf Olympia vorbereiten kann und in Europa Wettkämpfe bestreiten kann. Wir hoffen fest, dass ihr Traum dennoch 2021 in Erfüllung gehen wird und unsere Zusage zur Unterstützung gilt natürlich auch dann.