Die Einzigartigkeit und gleichzeitige Vielfältigkeit jedes einzelnen UCI World Series Gravel Rennens, bei dem wir dieses Jahr an den Start gingen, zeigte sich auch in Belgien. Bei der UCI Gravel Europameisterschaft in Oud-Heeverle wurde ein gemischte Tüte mit Wald-, Schotter- sowie Straßenabschnitten, Kopfsteinpflaster und allem, was man sich sonst bei einem Gravel Rennen wünschen kann, serviert. An der hochkarätig besetzten Startlinie standen WorldTour Stars wie Gianni Vermeersch und Jasper Stuyven sowie bei den Frauen Tiffany Cromwell oder Lorena Wiebes. Dazu kamen natürlich noch all die Gravelgrößen, die zur Zeit die Szene aufmischen.
Am Tag vor dem Rennen, in der Abendsonne vor dem Camper, merkte man den vier Fahrern und Fahrerinnen von BIKE AID an, wie euphorisch sie der Kurs und das Starterfeld stimmte. Und sie sollten nicht enttäuscht werden.
Mit einem „entspannten“ Start um 10 Uhr morgens sammelte das Rennen bei uns, im Vergleich zu den anderen UCI Gravel World Series Rennen, schon einmal mächtig Pluspunkte. Am Start wurde dann blitzschnell klar, welche Prominenz hier gleich auffahren würde. Kameras, Hubschrauber und Fans überall wo man hinschaute. Eine atemberaubende Szenerie mit Gänsehautfaktor.
Und auf einmal war der Countdown runtergezählt. Schulter an Schulter, Vollgas ab auf den Kurs. Eins war klar, hier gönnte sich heute keiner etwas. Direkt ging es in den ersten Kopfsteinpflasteranstieg und ich (Tizian) dachte mir, dass ich bei der Geschwindigkeit keine halbe Stunde überleben werde. Zum Glück fand ich zügig ein schnelles Hinterrad und als Matthias Schnapka angerauscht kam, wollte ich von seiner Radsport Erfahrung profitieren und nahm mir vor, ums Verrecken nicht von seiner Gruppe abzulassen. Ob ich auf dem Rad jemals so gelitten und gleichzeitig Spaß hatte, kann ich gar nicht wirklich beantworten. Verrückte Belgier, die einen jeden Anstieg hochscheuchten und ein Hammer Kurs, der einfach extrem viel Spaß machte. Koffeingels, die mich in den siebten Gang schalten ließen und immer in Sichtweite, Matthias Hintern. An diesem Tage war dies das Erfolgsrezept, um das Ticket zur WM 2024 zu lösen.
Nachdem sich Markus Stoll, Matthias Schnapka, Sam Sandten und Tizian Jasker im Ziel circa zehn Minuten lang röchelnd auf dem Boden wälzten, konnten sie das ganze Spektakel dann noch einmal richtig aufsaugen und genießen. Sonne, 27 Grad, Soudal Quick-Step Trikot links und Lidl-Trek Trikot rechts von einem. In der Luft lag flandrische Radsport-Euphorie und mit drei Medaillen für BIKE AID für die Gravel Weltmeisterschaft 2024, waren die dicken Beine auch ganz schnell wieder vergessen.
von Tizian Jasker
Bilder von UCI