Es passiert nicht alle Tage, dass der sportliche Leiter des BIKE AID Profiteams Lust auf ein Gravelrennen hat. Anton Wiersma, der mit den Profis ein UCI Straßenrennen nach dem anderen abklappert, lud uns in sein Heimatland ein, um beim UCI World Series Rennen Gravel One Fifty gemeinsam an den Start zu gehen. Neben Tizian und Stefan vom BIKE AID Gravel Team, war Jasper Pahlke, der talentierte Jungprofi von BIKE AID, mit von der Partie. Eine halbe Stunde vom Startort entfernt empfing uns mit Marcel Wiersma, dem Bruder von Anton, der nächste Radsportfreak. Als wir beim Carbs reinschaufeln am Abend vor dem Rennen zusammensaßen, klügelte Marcel schon eine perfekte Feeding Strategie aus, mit der am Folgetag absolut nichts schief gehen konnte.
Ein letzter Blick zu Anton, der neben mir stand, und schon ging es los. Bereits auf den ersten Kilometern wurde auf engen Sandwegen gedrängelt, was das Zeug hält, denn das Nadelöhr des Rennens, eine kleine Holzbrücke stand kurz bevor. Wer hier ganz vorne war, hat Glück gehabt. Für den Rest hieß es jedoch Vollgas auf den Stau auffahren, zwei Minuten rumstehen und dann drängeln, was das Zeug hält, um schnellstmöglich über die Brücke zu kommen. Ein kleiner Dämpfer direkt zu Beginn des Rennens, verloren war jedoch noch nichts. Ab jetzt hieß es aufholen. Von Gruppe zu Gruppe ging es langsam immer weiter nach vorne, bis ich (Tizian) dann Anton in den orangenen Farben seines Heimatvereins vor mir sah, der sich smart seinen Weg über die Brücke gebahnt hatte. Nach einer intensiven Stunde Rennen wollte ich nun am hinteren Ende einer großen Gruppe kurz verschnaufen, verpasste so jedoch den entscheidenden Split dieser. Selber Schuld.
Vorbei an Jasper, der leider mit einem frühen Defekt den Anschluss an eine starke Gruppe voller Profis verlor, und von Sandkasten zu Sandkasten. Zwischendurch kam ich mir vor, als wäre ich in endlosen Sandpits, wie bei CX Rennen, gefangen. Leichter wurde dies auch nicht mit all den Windkanten sowie den holländischen und belgischen Brocken, die links und rechts von einem fuhren. Marcels Verpflegung vom Streckenrand lief reibungslos, die Maurten Koffeingels taten, was sie sollten und mit unseren Aerycs Laufrädern flog man zwischenzeitlich über den Kurs. Vier Stunden waren nun rum und langsam ging es Richtung Finale. Meine Gruppe bestand nur noch aus wenigen Fahrern, die sich plötzlich alle tot stellten. Keiner wollte mehr arbeiten, um sich den Rest ihrer Energie für die Bierchen nach dem Rennen oder die Party am Abend aufzusparen. Unverständlich, da hatte ich keine Lust drauf. Zähne zusammenbeißen und los hieß es also. Nach zehn unglaublich zähen Minuten fand ich dann drei Fahrer, mit denen ich mich auf den letzten Kilometern so richtig schön quälen und einen kleinen Zielsprint ausfahren konnte.
Neben Anton und Marcels Eltern lagen wir mit einer frischen Portion Pommes auf der Bank, als Anton die Ergebnisse durchging und sah, dass er die Qualifikation für die WM nur um wenige Sekunden verpasste. Und das in seinem ersten Gravel Rennen, ohne Vorbereitung mit wenig Training in den Beinen. Chapeau.
Hingegen konnte Stefan seinen Augen nicht trauen, als er das große Q (für qualifiziert) hinter seinem Namen sah. Weltmeisterschaft 2023, Bella Italia here I come!
Viele vertraute Gesichter aus dem deutschen, niederländischen und belgischen Radsport machten Gravel One Fifty zu einem kleinen, aber feinen Event. Ein toller Kurs, der definitiv auch etwas für Gravel Anfänger ist, zeigt, dass die UCI Gravel World Series wirklich für jeden Fahrertypen etwas zu bieten hat. Hartelijk dank voor het geweldige weekend!
von Tizian Jasker
Bilder von UCI und Stefan Brencher