Monatelanges intensives Wintertraining bei häufig weniger angenehmen Witterungsbedingungen haben Boris und Markus absolviert, bevor sie sich wenige Tage vor dem Start der Cape Epic am Frankfurter Flughafen zum Aufbruch nach Afrika getroffen haben. Die erste Hürde war genommen: Negative PCR-Tests ermöglichten die Einreise nach Südafrika. Dort angekommen blieben noch ein paar Tage Zeit, um sich zu akklimatisieren, das Material zu präparieren und die Beine etwas locker zu fahren. Das Besondere an der Cape Epic ist, dass es als reine Teamveranstaltung für Zweierteams durchgeführt wird.
Am Sonntag den 20. März ging es dann los. Der Prolog des Etappenrennens am Lourensford Wine Estate stand auf dem Programm. Gestartet wurden klassisch alle Teams einzeln mit etwas zeitlichem Abstand zueinander. Die Eckdaten mit 24 Kilometern und 700 zu absolvierenden Höhenmetern lassen diese erste Aufgabe als machbar erscheinen. Jedoch trumpfte der südafrikanische Spätsommer nochmals richtig auf und bescherte insbesondere den Fahrern, die ihren Start zur Mittagszeit hatten, große Hitzewallungen. So hatten auch unsere beiden Sportler stark mit der Hitze zu kämpfen und brachten etwas weniger Leistung auf die Pedale, als sie sich für den Auftakt erhofft hatten.
Am nächsten Tag stand die erste von insgesamt sieben anspruchsvollen Etappen an. Um kurz nach 7 Uhr ging es los. Fantastische Landschaften, Trails vom Feinsten, Sonne pur … Ca. 90 Kilometer und 2.800 Höhenmeter boten alles, was das Herz des Bikers höherschlagen lässt. Nicht zu unterschätzen war die Sonne, die bereits ab 9:30 Uhr die Temperaturen schnell in die Höhe trieb. Markus und Boris meisterten diese erste lange Prüfung mit Bravur und konnten mit dem 7. Platz in der Kategorie der Masters von ca. 150 Teams in dieser Altersklasse bereits an diesem Tag ein solides Fundament für ihren Erfolg setzen.
Tag 2 sollte nicht weniger anspruchsvoll werden. Auf einer Distanz von mehr als 120 Kilometern warteten erneut mehr als 2.000 Höhenmeter und viele technisch anspruchsvolle Trails auf die Fahrer. Spätestens an diesem Tag wurde jedem Teilnehmer klar, warum die Cape Epic als das härteste Mountainbikerennen der Welt gilt. Die Etappe wollte und wollte einfach nicht enden. Nach knapp sechseinhalb Stunden rollten Markus und Boris sichtbar gezeichnet über die Ziellinie des Etappenzielortes Greyton. Staub, starker Wind, der oftmals schräg von vorne kam, und in den letzten Stunden erneut starke Hitze machten die zweite Etappe zu einer Strapaze.
In den nächsten zwei Tagen galt es, zwei nicht weniger anspruchsvolle Etappen rund um Greyton zu absolvieren. Viele steinige Trails erforderten gute Körperspannung und technisches Fahrkönnen. Regen und kühler Wind wechselten sich mit sonnigen Phasen ab. Kurze aber oftmals steile Anstiege zerrten an den Kräften. Schlammlöcher und Flussquerungen setzten dem Material stark zu.
Für Markus und Boris ist es nicht das erste gemeinsame Etappenrennen gewesen, so dass jeder die Stärken und Schwächen des anderen sehr gut kannte. Dies half, gemeinsam auch Leistungstiefen zu kompensieren, sich gegenseitig zu unterstützen. Durchfahrten durch abgelegene und sehr strukturschwache Dörfer zeigten den Fahrern die weiterhin in Südafrika existierenden großen sozialen Kontraste, die leider zwischen den verschiedenen ethnischen Bevölkerungsgruppen auch noch Jahrzehnte nach Abschaffung der Apartheid vorhanden sind.
Etappe 5 führte mit einer Distanz von 115 Kilometern und ca. 2.400 Höhenmetern zum nächsten Etappenort, dem Bike-Mekka Stellenbosch. Nachdem Boris und Markus den ersten langen Anstieg und die daran anschließende Abfahrt zügig absolvieren konnten, kam es in der direkt vor ihnen fahrenden Gruppe aufgrund von Längsrillen zum abrupten Stopp einiger Fahrer. Markus, der sich gerade verpflegte, konnte nicht schnell genug bremsen und fuhr fast ungebremst mit mehr als 30 km/h auf den letzten Fahrer auf. Unvermeidbar folgte sein Sturz über den Lenker, in dessen Folge er sich die Schulter luxierte...
Glücklicherweise fand die Schulter kurze Zeit nach dem Aufprall eigenständig ihren Weg in die anatomisch richtige Stellung zurück. Auch der Vorderreifen seines Rades saß nicht mehr in der ursprünglichen Position, sondern rutsche verbunden mit vollständigem Luftverlust in die Felgenmitte. Pressluft konnte dieses Problem schnell beheben. Nachdem Schulter und Reifen wieder in ordentlicher Position waren, konnte es ohne großen Zeitverlust weitergehen. Nach etwas mehr als fünf Stunden erreichten unsere Fahrer gezeichnet von den Strapazen dieser schweren Etappe als 11. Team in der Kategorie der Masters das Camp in Stellenbosch.
Zwei weitere Etappen mit zusammen mehr als 4.500 Höhenmetern sollten bis zum finalen Ziel im Val de Vie Estate folgen. Bei herrlichem Spätsommerwetter und zwar warmen aber nicht mehr extrem heißen Temperaturen zeigte sich, welche Teams noch Kraftreserven für die nicht zu unterschätzenden Etappen, welche mit vielen tollen Trails gespickt gewesen sind, haben. Nochmal ca. 4 Stunden 30 Minuten und auf der letzten Etappe ca. 3 Stunden und 40 Minuten Renndauer saugte die bis dato noch verbliebenen Kräfte aus unseren Rennfahrern. Doch die Strapazen haben sich gelohnt.
Mit einer Gesamtrenndauer von ca. 35 Stunden und 23 Minuten und einer sowohl konditionell als auch technisch sehr anspruchsvollen Distanz von ca. 680 Kilometern und 17.000 Höhenmetern sicherten Boris und Markus BIKE AID im internationalen Teilnehmerfeld einen hervorragenden 7. Platz (!) im Gesamtklassement der Masters. Die wichtigste Voraussetzung für diesen Erfolg war das sehr ähnliche Leistungsniveau und die sehr gute Teamarbeit unserer beiden Fahrer.
Besonderer Dank gilt ihren beiden Vorort-Supportern Bill und Kate, die Markus und Boris nicht nur vor und nach dem Rennen logistische Aufgaben abgenommen haben, sondern während der gesamten Rennwoche mit ihrer herzlichen Art stets zur Stelle gewesen sind, um die beiden zu unterstützen. Ihre und die Gastfreundlichkeit weiterer Südafrikaner und die allgemeine große Begeisterung Südafrikas für den Mountainbikesport mit entsprechender Medienpräsenz machten die Cape Epic zu einem unvergesslichen Radsporterlebnis für unsere beiden Fahrer.
Vielen Dank an sportograf.com für die fantastischen Bilder und das Einverständnis zur Veröffentlichung!