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Vom Grenzlandorchester...

Montag, Mai 30, 2011 in Community

ist am Ende leider nur eine kleine Biker-Combo auf dem Weg in unser südliches Nachbarland übriggeblieben.
Was macht man wenn man eine der besten CTF´s der Umgebung verpasst hat? Warten bis zum nächsten Jahr könnte schief gehen, denn die Gegend ist berüchtigt für ihren feuchten Kalkboden. Nein, man lädt sich die GPS Daten aus dem Netz, nutzt die staubtrockenen Bedingungen und fährt einfach hinterher. Naja, so ganz einfach war es am Ende dann doch nicht.
Auf den Spuren der CTF Spichern die jedes Jahr über 700 Biker anzieht, was sind das für neidvolle Zahlen für eine CTF, wollten wir einen beschaulichen Mittwochabend geniessen.
Mit Michael dem Navigator gabeln wir in Luisenthal an der Brücke noch Timo der seine Gitarre zu Hause vergessen hat und unsere beiden Biker der Altenkesselfraktion auf. Auch sie sind ohne ihre Instrumente gekommen. Jörg ohne Rohrzange und Alfred ohne Giesskanne. Sie sind schon viele Jahre Nachbarn und haben erst vor zwei Jahren erfahren, dass sie das gleiche Laster haben.
Zusammen bilden sie ein unzertrennliches Duett das seither bei keiner unserer Touren fehlen darf. Schon bevor wir den Einstieg in Schoneck erreichen verabschiedet sich Timo schon wieder. Er hat nicht geübt;-).
Kurz nach dem wir auf der Strecke sind will Michael´s Navi permanent an den Start nach Spichern und nicht verstehen, dass wir als Seiteneinsteiger in die Strecke einbiegen. Irgendwann gibt das Teil den Widerstand auf und beginnt mit seiner Arbeit. Mit den letzten tiefen Sonnenstrahlen tauchen wir ein in das französisch-deutsche Bikerparadies. Immer wieder schöne flüssige Trails wechseln sich mit knackigen Anstiegen ab. Mehrmals werden wir an diesem Abend Grenzen passieren.
Auf einigen ebenen Stellen ist der für diese Gegend typische Muschelkalk in riesigen 50cm tiefen Kratern festgepresst. Schnell erahnen wir welches Schlammdrama sich hier bei Regen abspielen würde und schnell hat man auch die Ideallinie verpasst und landet in einer dieser nicht ganz ungefährlichen Rinnen. Oberhalb von Spichern tauchen wir in der tiefen Dämmerung nochmal aus der Dunkelheit in den hell erleuchteten Nachthimmel heraus. Das Farbenspiel am Nachthimmel ist gewaltig. Weit reicht der Blick am Horizont bis zu unserem Püttlinger Hausberg, dem Monte Schlacko.
Weiter geht es auf einer langen Wiesenabfahrt, wo das umliegende Buschwerk teilweise so nah kommt, dass es uns zu verschlingen scheint um sich dann wieder in die weite Weidenlandschaft von uns zu verabschieden zu. Eine geniale Komposition.
Wir haben mittlerweile den Teil hinter Spichern hinter uns, es geht rasend steil bergab ins Saartal als plötzlich ein grüner Geländewagen mitten auf dem Trail steht. Der Herr Oberförster lag wohl irgendwo auf der Pirsch, hat uns aber nicht bemerkt.
Am Grenzübergang Grossblittersdorf kriecht uns die feuchte Kälte der nahen Saar durch die Hosen und wir ziehen wir uns zuerst mal was Warmes an. Die Irritationen bei den vorbeifahrenden Grenzpassierern sind ziemlich groß..Langsam und vorsichtig schleichen sie aus Angst vor einer Verkehrskontrolle an uns vorbei.
Nach ein paar hundert Metern tauchen wir wieder hinein in die Trailkomposition unserer südlichen Nachbarn. An einer markanten Abfahrt müssen auch wir kapitulieren. Das ist nix mehr für uns. Es wird langsam Zeit den Heimweg zu planen und Michal`s kleiner Carbonhelfer kann ein weiteres Mal zeigen wozu er taugt. Einmal kurz rausgezoomt für den Gesamtüberblick und dann die Richtung festgelegt. Über einen immer schmaler werdenden Pfad klettert der Brennesselkontakt von den Waden über die Knie bis zu den Ellenbogen.
Am Ende stehen wir in einem tiefen Talkessel dessen einzige Ausweg komplett mit dem Werk der Harvesterfraktion zugeworfen ist. Es bleibt uns nur umzukehren oder den Berg hochzuklettern wo der kleine Lenkerhelfer die Fortsetzung des Weges suggeriert. Schnell merken wir, dass wir unsere Karabinerhaken und Seile vergessen haben, aber man kann ja nicht an alles denken.120 Höhenmeter ziehen wir uns und unsere Bikes durch das verwucherte Buschwerk am kaum stehbaren Hang nach oben. Irgenwie schaffen wir es dann doch noch nach oben.
Wir sind auf Höhe des Ausflugslokals Woll als wir dann doch noch kontrolliert werden. Der blaue Wagen der Gendamarie kommt langsam auf uns zu.
Aus dem Fenster kommt ein freundlich lächelndes "bon soir" und die Frage wohin wir unterwegs sind. Dass wir uns verfahren haben und nach Völklingen wollen reicht den Herren schon und schnell schliesst sich das Fenster wieder um die wohlige Wärme drinnen zu halten. Die letzte Abfahrt hinuter nach Schoeneck bestätigt dann noch einmal, dass wir hier eine der schönsten Mountainbikestrecken der Region passieren. Ein breites Grinsen zieht sich durch die Gesichter.
Wir sind wieder in Deutschland auf dem Weg durch das Deutsch-Mühlental hinunter zur Saar. An der Schleuse Burbach überschreiten wir eine weitere Grenze, die Datumsgrenze. Es ist Donnerstag und die AKF muss jetzt wirklich nach Hause. Im Duett mit Michael kurbele ich gemütlich an der Saar entlang Richtung Heimat. Wir fühlen uns noch topfit und könnten noch ein paar Stunden so weitermachen. Den letzten Grenzübergang die Kellertür passieren wir  ohne Kontrolle und unbeschadet. Keiner mehr wach !!!! .
Am Ende werden noch die letzten Zecken aus dem Beinkleid gekämmt und wir können mit der Erinnerung an einen herrlichen Bikeabend einschlafen.
 
Guten Morgen
Martin