Die Flüchtlinge aus Afrika, meist aus Eritrea und meist junge Männer, verändern etwas die Bedingungen und damit die Arbeit in der Werkstatt, es entsteht eine neue Qualität. Diese Menschen sind den Umgang mit dem Fahrrad aus ihrem bisherigen Umfeld mehr gewohnt als die arabischen Menschen.
Sie übernehmen die Räder mit Viel Begeisterung, sind aber auch sachkundiger und oft kritischer. Sie probieren die Räder vor der Übernahme ausgiebig aus und schwirren nach Erledigung der Formalitäten fröhlich winkend davon.
Inzwischen kommen einige auch direkt von der Landeswohnsiedlung Lebach zu uns. Dort scheint es sich herumgesprochen zu haben, dass es in Schmelz Fahrräder gibt. Für uns kein Problem. Wir helfen in Fahrradfragen jedem gern.
In der ersten Phase haben wir es geschafft, einige Flüchtlinge für die Arbeit in der Fahrradwerkstatt zu begeistern und zu gewinnen. So arbeiten inzwischen vier bis fünf Syrer regelmäßig in der Werkstatt mit und sie können inzwischen auch die etwas komplizierteren Reparaturen wie z.B. Bremsen einstellen oder neu einbauen, erledigen. Für uns ist das eine Form von Integration. Dazu kommt, dass ein Werkstatttermin immer auch ein Ort der Kommunikation und des beiderseitigen Austauschs ist – mit Informationen und Hilfestellung für alle Beteiligten.
Für die schwierigen Aufgaben, wie z.B. eine Schaltung neu einbauen, sind die einheimischen Helfer gefragt. Die ganz einfachen Reparaturen müssen die Flüchtlinge unter Anleitung entsprechend unserem Konzept selbst durchführen: Fahrradmantel wechseln, Schlauch reparieren, den berühmten Plattfuß.
Hin und wieder kommen auch Einheimische oder Spender wegen Fragen zum Fahrrad oder Hilfestellung zu uns. Gegen eine kleine Spende wird dann auch ihnen geholfen.
Ein Aufruf im Schmelzer Amtsblatt wegen weiterer Spenden von Fahrrädern hat uns inzwischen wieder eine volle Werkstatt beschert – und genügend Arbeit. Wir werden wohl – wie vor drei Jahren zu Beginn des Projekts – wieder eine Montagswerkstatt machen. An einem Wochentag abends kommen nur Mechaniker, um angefallene Arbeit zu erledigen…
Im Juli wird es wieder einen Tag der offenen Tür geben, wo wir auf unser Projekt aufmerksam machen und drei Jahre Arbeit vorstellen und reflektieren wollen.
Norbert und Elisabeth Martini