Image
Image Image
Image

BERICHT: K4 - Bike Expedition im Himalaya

Donnerstag, Sep 17, 2009 in Community

Kirgistan-Kashgar-Kailash-Kathmandu, alles mit dem Mountainbike. Gerd hat seinen Traum gelebt und war 4 Wochen auf dem Dach der Welt unterwegs. Im Gepäck hat er einen tollen Bericht und über 300 faszinierende Bilder aus einer anderen Welt. (Bericht und Fotos: Gerd Klein)
Anmerkung der Redaktion:
Ihr werdet Verständnis haben, daß für solche Berichte und Eindrücke die eigentlich längst überfälligen Berichte von Alpencross und anderen Events auch mal hinten anstehen müssen. Viel Spaß beim Eintauchen in Gerds Abenteuer und Bilder.
Er ist übrigens auf dem ersten Bild ganz links zu sehen ;-)

K4 Bike-Expedition –

Kirgistan-Kashgar-Kailash-Kathmandu

Der heilige Berg Kailash im Westtibet war eines unserer Haupt-Ziele der 34-tägigen und ca. 1'400 km langen Mountainbiketour. Wir näherten uns diesem Ziel auf der anspruchsvollsten, aber für uns schönsten und abwechslungsreichsten aller möglichen Anfahrtsrouten.

Nach dem Flug von Zürich über Istanbul landeten wir in Bishkek, der Hauptstadt von Kirgistan. Nach 2 Tagen Bishkek fuhren wir auf der Seidenstraße durch die traumhafte kirgisische Landschaft. Über den Torugat-Pass gelangten wir dann nach China und trafen nach drei Tagen in Kasghar ein.
Die historische Stadt Kashgar ist die westlichste und isolierteste Stadt Chinas und ist 4'200 km von der Hauptstadt Peking entfernt! Die Stadt ist eingebettet zwischen den mächtigen Hängen des Pamir-Gebirges und der menschenleeren Taklamakan-Wüste. Noch heute ist Kashgar ein orientalischer Schmelztiegel: Uiguren, Pakistani, Mongolen, Kirgisen, Chinesen, Usbeken und Kasachen leben und handeln in der legendären Stadt.

Von Kashgar aus fahren wir mit unseren dort bereitgestellten Fahrzeugen auf einer Schotterpiste am Rande der Wüste Taklamakan weiter nach Yecheng. Gut auf die uns erwartende Höhe vorbereitet, ging es dann endlich mit unseren Bikes auf "das Dach der Welt". Zuerst noch ein Stück auf der Seidenstrasse, ehe wir auf den wenig befahrenen Xinjiang-Tibet-Highway wechselten. Über das Kunlun-Gebirge näherten wir uns dem schroffen Karakorum. Vorbei an türkisfarbenen Seen, erreichten wir schließlich den tibetischen Kulturkreis.
Endlose Hochebenen, Nomaden mit ihren Yakherden und Eisriesen am Horizont waren die bestimmenden Elemente während der langen Fahrt Richtung Mt. Kailash. Im Gebiet des "Schneejuwels", wie die Tibeter den heiligen Berg Kailash nennen, erwarteten uns weitere kulturelle Höhepunkte: Der traumhafte Manasarovar-See mit seinen umliegenden Klöstern und natürlich der 6'714 m hohe Mt. Kailash selbst. Der Berg ist für die Gläubigen von vier Religionen (Hindus, Buddhisten, Jains und Böns) einer der heiligsten Punkte der Welt. Wir hatten zwei Tage Zeit für die 57 km Lange Kailash-Kora, der rituellen Umwanderung des heiligen Berges. Anschließend ging es mit unseren Jeeps weiter gegen Osten. Von Saga aus fuhren wir über die Südroute direkt zum 5'200m hohen Lanlung La. Auf dem "Friendship-Highway", der Verbindungsstrasse zwischen Lhasa und Kathmandu, fuhren wir dann mit unseren Bikes nach Zangmu hinunter. Wir verließen China und reisten in Nepal ein, wo wir dann nach 150 km und nach dem letzten überqueren eines 12 km lang ansteigenden Passes wir die Millionen Stadt Kathmandu erreichten. wo auch unsere abenteuerliche Reise endete und nach einem Kurzaufenthalt in Indien, nach Europa zurück flogen.

Aber nun von Anfang an.
Eine Traumreise auf dem Dach der Welt – lebe deinen Traum.


Am Vormittag flogen wir von Zürich nach Istanbul und weiter nach Bishkek, der Hauptstadt von Kirgistan. Ankunft kurz nach Mitternacht und anschließend Transfer ins Hotel. Nach dem Frühstück starteten wir zu einer kurzen Stadtbesichtigung und fuhren dann mit unseren Fahrzeugen weiter zum Issyk-Kul See. Am Ufer haben wir dann in einer Jurte übernachtet. Am nächsten Tag fuhren wir bis zur bekannten Karawanserei in Tashrabat. Einst ein wichtiger Übernachtungspunkt für die Reisenden die auf dem alten Handelsweg hier gefahrlos Station machen konnten.
Früh am nächsten Morgen brachen wir in Richtung Torugart-Pass auf. Wir folgten der Route der historischen Seidenstrasse bis wir den auf 3'752 m.ü.M.. hoch gelegenen Torugart-Pass erreichten. Hier mußten wir die langwierigen Grenzformalitäten hinter uns bringen und auch die Fahrzeuge wechseln. Wir wurden auf der anderen Seite der Grenze von unserem chinesischen Agenten erwartet und erreichten etwa drei Stunden später Kashgar. Die Oasenstadt liegt am Rande der Taklamakanwüste auf 1'335 m.ü.M.. Sie ist auch bekannt für die grösste Moschee in China, die Id Kha Moschee. Die Uiguren gehören der islamischen Religion an. Wir genießen das bunte Treiben auf den Basaren, ruhen uns aus und bereiteten uns auf das bevorstehende Abenteuer vor. Am nächsten Morgen verließen wir Kashgar. Auf vorerst noch asphaltierter und guter Strasse geht es unmittelbar am Rand der Taklamakan-Wüste entlang bis nach Yecheng, einem weiteren wichtigen Handelsplatz an der Seidenstrasse.

Hier trafen wir unsere nepalesische Begleitmannschaft, die auch schon einen langen Weg hinter sich hatte. Die Strasse teilte sich in der Stadtmitte von Yecheng. Wir verließen die alte Seidenstrasse und folgen dem Xinjiang-Tibet-Highway. Zuerst fuhren wir ca. 60 km auf einer Asphaltstrasse. Ein erster Pass mit 3'150 m Höhe ist zu überqueren. Die Steigung auf all diesen Pässen war nicht immer angenehm. In der Yecheng-Schlucht ging die Strasse in eine Schotterpiste über, wurde immer schlechter und begann wieder anzusteigen. Lange zog sich die Strasse hinauf bis auf 4'800 m die Passhöhe erreicht war. Wenig später kamen wir nach Mazar, unser nächstes Zwischenziel, das auf 3'600 m.ü.M.. lag. Nach einem weiteren fast 5'000 m hohen Pass, passierten wir das Dorf Xaidulla. Ab diesem Dorf zog sich die Schotterpiste oft kilometerlang schnurgerade durch eine großartige Hochwüsten-landschaft, in der Rot- und Braun Töne dominierten. Immer wieder boten sich traumhafte Panoramablicke auf die Kunlun-Kette und auf das weiter entfernt liegende Karakorumgebirge.

Nach dem Kusbal La Pass erreichten wir das auf 4'000 m.ü.M. liegende Dorf Dahongliutan. Nach diesem kleinen Dorf, das eher eine Ansammlung von kleinen Restaurants und Truckgaragen darstellt, auch weil es gerade so gut rollte fuhren wir noch etwas weiter den Kithai Pass hoch. Unser nächstes Zwischenziel war Sumxi.
Wellblechstrassen und grobe Schotterpisten, zum Teil mit Schlamm bzw. Sandfurten, erschwerten uns die Fahrt. Nach dem ersten Camp ging es steil hinauf zu unserem ersten "Fünftausender", dem knapp 5'200 m hohen Jitai Daban. Die Berge neben der Strasse wurden immer höher, die Landschaft rauer und karger. Fast allein sind wir in den Weiten des Aksai Chin Plateau unterwegs.
Wir verließen langsam das uigurische Xinjiang und drangen in den tibetischen Kulturkreis ein. Tibetische Gebetsfahnen und Nomaden mit ihren Schafherden begleiteten uns auf dem Weg. Kurz vor Sumxi galt es noch einen über 5'250 m hohen Pass zu überqueren, ehe wir auf knapp 5'000 m das Camp in Sumxi ereichen. Weiter ging es nahe an die indische Grenze vorbei. Bereits am ersten Tag dieses Teilstücks erreichten wir den höchsten Strassenpass der Tour, den etwa 5'300 m hohen Jishan Daban-Pass oder Qie La. Wir passierten das chinesisch geprägte tibetische Dorf Domar. Über einen weiteren kleinen Pass erreichten wir ein ganz spezielles Tal. Immer wieder leuchteten kleine Seen in den verschiedensten Blautönen. Wir fuhren an den Ufern des riesigen Pangong-Sees entlang. Die Landschaft in diesem Naturreservat ist geprägt von weiten Weiden mit Pferden und dem großen See, dessen eine Seite in Indien liegt. Vor Rutok endete vorerst unser erster Abschnitt unserer Biketour. Das nächste Stück von Rutok bis nach Ali legten wir in unseren Jeeps zurück. (Strasse war in einem zu schlechten Zustand)

In Ali holt uns die Zivilisation wieder ein. Diese chinesische Stadt wurde vor ein paar Jahren buchstäblich aus dem Boden gestampft. Ali ist das auf 4'370 m hoch gelegene Verwaltungszentrum von West-Tibet. Die Jeepfahrt von Ali bis Darchen dauerte 12 Stunden. Da wir oft durch tiefe Flüsse fahren mussten kam es schon mal vor, dass einer unserer Jeeps stecken blieb (aber mit vereinten Kräften ging es immer weiter).
Wir passierten Tirthapuri, einen wichtigen Pilgerort. Nur wenig später bekamen wir erstmals die Pyramide des Mt. Kailash zu sehen – ein erhebender Anblick nach einer so langen Anfahrt! Wir erreichten den Ausgangsort für die Kora, dem Pilgerweg um den Kailash. Wir übernachteten in Darchen in einem Kloster und bereiten uns für die am folgenden beginnende Wanderung vor.

Die Umrundung des heilen Berg Kailsh begann. Der Berg hat eine Höhe von 6714 m. In der Kailash-Manasarovar-Region entspringen vier der großen Flüsse Asiens: im Osten der Yarlung-Tsangpo, im Süden der Karnali, einer der größten Zuflüsse des Ganges, im Westen der Sutley und nördlich des Kailash befindet sich die Quelle des Indus. Der Berg Kailash gilt im Hinduismus, im Jainismus, in der Bön-Religion und im Buddhismus als heilig. Wir tauchten in die Faszination dieses Berges ein und starteten zu Fuss mit unserem Begleitteam bis Dhirapuk, wo wir nach der hälfte des Weges direkt unterhalb der mächtigen beinahe schwarzen Nordwand des Mt. Kailash campierten. Unser Gepäck wurde unterdessen auf den Rücken von Yaks transportiert.

Es gibt Tibeter, die die Umrundung in einem Tag machen, doch wir lassen uns zwei Tage Zeit für die gut 57 km. Am nächsten Morgen stand der Höhepunkt der Kora auf dem Programm der ca. 5'650m hohe Dölma La Pass. Da wir jedoch von den letzten zwei Wochen super akklimatisiert waren, stellte auch diese Höhe für uns kein Problem dar. Der Dölma La ist nicht nur der höchste, sondern auch der heiligste Punkt des Pilgerweges. Tausende Gebetsfahnen und unzählige kleine Steinberge schmücken die Passhöhe. Vorbei am smaragdgrünen Gouri Kund-See, ging es nun steil bergab bis in das östliche Kailash-Tal und weiter bis zum Kloster Zutulpuk. Von dort aus gehen zurück nach Darchen. Hier schließt sich der Kreis unserer Umrundung.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit unseren Bikes die kleine Strasse von Darchen zum Chiu Kloster am Manasarovar-See. Immer wieder mußten wir kleinere Flussfurten überqueren. Auf einem kleinen Pass genossen wir die traumhafte Aussicht auf den türkisblauen Manasarovar-See.

Wir erreichten nach einem rasanten Downhill das Ufer des Sees. Auf einem Steinabbruch liegt dramatisch schön das Chiu-Kloster. Immer wieder erlebten wir unvergessliche Ausblicke auf die saphirblaue Wasserfläche und die unbeschreibeliche Kulisse aus endlosen Yakweiden und dem gewaltigen Massiv des 7'728 m hohen Mt. Gurla Mandata im Süden. Wir übernachteten in einem Guest House am Fusse des Klosters. Da wir den Reservetag während der Reise nicht benötigten, blieb uns ausreichend Zeit, um das Chiu-Kloster zu besichtigen und die Umgebung zu erkunden.

Der Mansarovar-See ist unbestreitbar einer der schönsten und harmonischsten Orte unserer Erde!

Er ist sowohl für Hindus als auch für Buddhisten heilig: Für sie verkörpert der sonnenförmige See die Kräfte des Lichts und "wer dort den Boden berührt oder vom Wasser des Sees trinkt oder in diesem badet, dem werden die Sünden der nächsten 100 Wiedergeburten erlassen".Wir starteten zu unserer langen Fahrt nach Osten. Obwohl die Strasse in relativ gutem Zustand ist, brauchten wir fast den ganzen Tag für die Fahrt nach Puryang. Die Gegend rund um Puryang erinnert einen an die großen Sanddünen in der Sahara. Es ist fast nicht zu glauben, dass wir immer noch auf 4400m waren, wunderbare Sandformationen bewundern und im Hintergrund die hohen Berge des Himalaya leuchten zu sehen.

Ein weiterer langer Jeeptag stand uns auf der Tsangpo-Route (auch Brahmaputra oder Südroute) bevor. Durch die schöne Landschaft, vorbeiziehende Nomaden mit grossen Yak- und Ziegenherden und den Blick auf die Ketten des Transhimalayas und des Himalayas erschien der Tag er uns jedoch kurzweilig. Unser Ziel ist Saga, ein grosser Ort direkt am Tsangpo gelegen. Gleich am Morgen überquerten wir den mächtigen Tsangpo auf einer kürzlich gebauten Brücke. Die Gegend ist sehr eindrucksvoll. Die Strasse führte scheinbar endlos dem Himalaya-Hauptkamm entlang, den wir beinahe immer auf der rechten Seite im Blickfeld hatten. Den ganzen Tag über begleiteten uns grandiose Panoramen und herrliche Licht- und Wolkenstimmungen.

Wir durchqueren ein gewaltiges, fast wüstenhaftes Becken und am Nachmittag erreichen wir den berühmten Friendship-Highway, die einzige Straßenverbindung zwischen Lhasa und Kathmandu. Wir überqueren den 5'150 m hohen Lalung La und welch ein Glück bekamen wir hier nochmals den Shisapangma zu sehen. Dies ist der einzige Achttausender, der ganz in Tibet liegt. Von der Passhöhe ging es durch ein lang gezogenes Tal hinunter bis nach Nyalam. Nach Nyalam tauchten wir in eine faszinierende Schlucht ein. Das Wetter war sehr gut um diese eindrückliche 20 km lange Strecke und ca.1700 Hm hinunter, auf dem Bike zu genießen. Da am Haupthimalaya-Kamm jedoch die Einflüsse des Monsuns zu spüren sind, kann es schon mal regnen und die Abfahrt in ein Abenteuer verwandeln.

Nach dem wir die Grenzformalitäten in Zhangmu hinter uns gebracht hatten, ging es weitere 10 km durch das Niemandsland, hinunter nach Kodari. Nach der Grenze warteten bereits nepalesische Begleitfahrzeuge auf uns, aber auch der anfänglich gewöhnungsbedürftige Linksverkehr.
Der Unterschied zwischen dem einsamen und kargen Tibet der letzten Wochen und der herrlich grünen Landschaft und den belebten Dörfern Nepals könnte nicht größer sein. Wir Biken bis zu einem gemütlichen Resort, das in einer üppig grünen Landschaft eingebettet ist. Erholt fahren wir am nächsten Morgen auch noch die fast 110 km mit unseren Bikes vom Resort aus nach Kathmandu und tauchten in das bunte Leben der nepalesischen Hauptstadt ein. Wir besichtigten verschiedene Sehenswürdigkeiten. Das Kathmandu-Tal ist reich an religiösen Stätten.

Swayambhunath – die wunderbare Stupa, liegt auf einem hundertfünfzig Meter hohen Hügel und bietet einen schönen Blick über die Stadt. Wir besuchten auch Bodhnath, das älteste und ehrwürdigste buddhistische Heiligtum Nepals. Heute befinden sich hier kreisförmig um die Stupa angelegt, das "Tibetan Village" (von Tibetern und Sherpas bewohnt). Grossen Eindruck hat bei uns die hinduistische Tempelanlage Pashupatinath hinterlassen. Dieses Hindu-Heiligtum liegt am heiligen Fluss Bagmati und hat für Nepal die gleiche Bedeutung wie Benares für Indien. Am Ufer des Bagmati finden die Leichenverbrennungen statt. Nach dem Glauben hinduistischer Nepali erlangt jeder, der in Pashupatinath stirbt und am Ufer des Bagmati verbrannt wird, sein Seelenheil. Wir gehen noch im Thamel Quartier (die Einkaufsmeile von Kathmandu) auf Shopping Tour, konnten gemütlich durch die Durbar Quare schlendern und einfach nochmals den letzten Tag einer langen, erlebnisreichen Reise genießen.

Wir holten etwas Schlaf vor, denn eine lange und strenge Heimreise stand vor uns. Früh am nächsten Morgen Bikes und alles andere gut verpacken und ab zum Flughafen. Um dann am Abend von Kathmandu aus nach Delhi zu fliegen. Nach unserem Kurzaufenthalt in Indien, flogen wir nach Europa zurück.

02.09.2009

Gruß aus Wadgassen

Gerd