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5 Jahre Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge in Schmelz

Mittwoch, Nov 25, 2020 in Community

Seit 2015 gibt es in Schmelz eine kleine Fahrradwerkstatt, die im Rahmen der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe von der Mountainbikegruppe „Die Lückners“ betrieben wird. Ein kleines Organisations- und ein Mechanikerteam sorgen dafür, dass die von der Bevölkerung gespendeten Räder abgeholt, überarbeitet und an Flüchtlinge weitergeben werden.
Ein Bericht von Norbert und Elisabeth Martini.

Die Fahrradwerkstatt ist ein Treffpunkt für Flüchtlinge, wo sie untereinander und mit Deutschen kommunizieren können, ganz im Sinne der gewünschten und sinnvollen Integration. In der Regel gibt es für alle Anwesenden an diesem Vormittag Tee und Kaffee und meist auch etwas Gebäck. Gäste (auch ohne Fahrrad) sind immer willkommen!

Nach zwei Jahren konnten auch einige syrische und afrikanische Flüchtlinge fachkundig und regelmäßig in der Werkstatt mitarbeiten.

Seit 2017 kommen mehr Flüchtlinge aus Afrika zu uns als aus arabischen Ländern. Diese Menschen sind traditionell und kulturell mehr ans Fahrradfahren gewöhnt als Araber.  Sie nehmen das Angebot, ein gebrauchtes Rad geschenkt zu bekommen, gerne an.

Die Nachfrage nach gebrauchten Fahrrädern ist immer noch vorhanden, besonders Mountainbikes und Kinderräder sind gesucht und gefragt.  Es werden auch immer wieder mal Räder von der Schmelzer Bevölkerung gespendet. Insgesamt ist die Nachfrage wegen der sinkenden Flüchtlingszahlen jedoch stark gesunken. Deshalb öffnen wir die Werkstatt seit einem Jahr (2019) nur noch einmal im Monat. Reparaturarbeiten in der „Montagswerkstatt“ ohne Publikumsverkehr finden nach Bedarf zusätzlich noch statt.

Die Werkstatt wurde weitgehend in Eigenregie in einer ehemaligen Mädchentoilette der Grundschule Schmelz eingerichtet und der überdachte Teil des Schulhofs kann mitgenutzt werden. Die Gemeinde Schmelz hat den Raum mit hergerichtet und zur Verfügung gestellt. Finanzielle Unterstützung erhalten wir vor allem durch BIKE AID.

 

Die Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge in Corona-Zeiten (1)

Während des ersten Lockdowns hatten wir die Werkstatt natürlich schließen müssen. Wir haben uns dann intern in ganz kleinem Kreis mit unseren „einheimischen“ Mitarbeitern getroffen und ausstehende Arbeiten erledigt: Reparaturen, Ordnung schaffen, Werkstatt reinigen…

Für „Fahrrad-Notfälle“ standen die arabischen Helfer als Ansprechpartner zur Verfügung…

Im Sommer 2020 wurde die Werkstatt wieder geöffnet. Das mussten wir bei der Gemeinde und Ortspolizeibehörde beantragen und ein sog. Hygienekonzept vorlegen:


Hygienekonzept für die Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge, Schmelz

Schulhof Grundschule Schmelz, Saarbrückerstr. 37

1. Die Kontakte finden nur im Freien statt.

2. Die Mechaniker und die Besucher tragen Mundschutz.

3. Zwischen den Personen wird auf einen Abstand von zwei Metern geachtet.

4. Alle anwesenden Personen werden in eine Liste eingetragen.

5. Desinfektionsmittel und Handschuhe werden benutzt.

6. Hinweisschilder werden aufgehängt.

7. Der Arbeitsbereich für die Mechaniker wird abgesperrt und ist für die Besucher nicht zugänglich.

 

Die Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge in Corona-Zeiten (2)

Aus dem Tagebuch (nmbiking):

Als wir ankommen, sitzen schon die ersten Kunden auf dem Schulhof: zwei Afrikaner. Wir bauen schnell auf, sperren einen Arbeitsbereich ab und schon kann es losgehen… Später kommen noch mehr Flüchtlinge, die Räder zum Reparieren bringen. Um 10 Uhr sind dann auch Mohammad und Semon da, die etwas fachkundig helfen. Habteab dolmetscht -und lernt Deutsch.

Pastor Linnartz kommt auch zu Besuch und bringt als Geschenk einige Kerzen mit. Getränke und Sitzplätze bieten wir diesmal nicht an. Ein Fahrrad wird noch gebracht.

Und Mohammad, ein Deutschschüler und Helfer aus  der frühen Flüchtlingszeit, kommt sich verabschieden, er zieht mit seiner Familie nach NRW…

Die Fahrradwerkstatt ist bis zum nächsten Lockdown im Herbst 2020 alle vierzehn Tage geöffnet. Es kommen immer ein paar Leute oder auch nur Besucher. Hin und wieder reparieren wir gegen eine kleine Spende auch Fahrräder von älteren Leuten, die uns ansprechen.

Zwischendrin gibt es zweimal ein internes Treffen, bei dem nur Mechaniker dabei sind und Räder reparieren, die dann in der nächsten Werkstatt abgeholt werden.

Wir halten die Samstagsbesetzung auch bewusst sehr klein: Norbert, Elisabeth, ein oder zwei syrische Helfer. Damit bleibt die Werkstatt funktionstüchtig…

 

Vielen herzlichen Dank an Norbert und Elisabeth Martini für den Bericht, die Bilder und Ihre tolle Arbeit! Das Titelbild wurde vor März 2020 aufgenommen. Jeder Arbeitseinsatz ist auf www.nmbiking.de dokumentiert.