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Ruhe und Routine - ein Jahr Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge in Schmelz

Donnerstag, Okt 27, 2016 in Charity

Die Fahrradwerkstatt wird immer mehr eine Werkstatt mit Flüchtlingen.
Inzwischen ist der Zustrom an Flüchtlingen deutlich schwächer geworden, das merken wir in der Fahrradwerkstatt natürlich auch ... (Eine Zwischenbilanz von Norbert Martini)

Routine und Verbesserungen

Wenn es – wie in letzter Zeit  - öfter samstags auch noch regnet, dann geht es ruhig in der Werkstatt zu, d.h. wir haben am Vormittag keine fünfzig Leute zu versorgen, sondern nur zwanzig…
Für mehr Ruhe sorgt inzwischen auch eine gewisse Routine. Wir haben Ablauf und Organisation der Werkstatt geändert, verbessert:

  • Wer zu uns kommt, muss sich zuerst bei Elisabeth oder Norbert anmelden
  • Dort werden Schäden am Rad und Name des Besitzers auf einem Klebezettel notiert
  • Das gekennzeichnete Rad wird auf einen bestimmten Platz gestellt, wo sich die Mechaniker nach Herzenslust „bedienen“ können
  • Neulinge können sich ein Rad aussuchen, es ausprobieren und Name und Radmarke werden dann notiert und eine Besitzbescheinigung wird ausgestellt. Diese Räder stehen ebenfalls auf einem gekennzeichneten Platz, wo jemand von den Helfern die Probefahrt und Übergabe regelt.
  • Die Werkstatt selbst soll nur von den Mechanikern betreten werden, um ein relativ ungestörtes Arbeiten zu ermöglichen.
  • Die Mechaniker können aber auch draußen arbeiten, dort gibt es zudem Kaffee und Tee für den, der möchte…
  • Wer mit einem Totalschaden ankommt und ein neues Rad möchte, muss dafür bezahlen, genauso für aufwendige Reparaturen wie z.B. einen Achter beheben

Selbst ist der Radler

Immer öfter kommen Männer vorbei, einfach um zu helfen. Wer mit einem leichten Defekt wie einem Plattfuß ankommt, muss sein Rad sowieso selbst reparieren, wobei er natürlich Hilfe von uns bekommt.
Es kam in letzter Zeit öfter vor, dass mehr Helfer da waren als Arbeit. Auch ganz angenehm. Dann bleibt Zeit, einen Tee oder Kaffee zu trinken und das ein oder andere Flüchtlingsproblem zu besprechen…

Auch Touren sind im Angebot

Alle Paar Wochen bieten wir auch eine Mountainbiketour an, was aber nicht auf großen Zuspruch stößt. Meist kommen lediglich drei bis vier Leute, die sind dann aber ziemlich fit und man kann gute Touren mit ihnen fahren.
Wir haben acht Mountainbikes zum Ausleihen jetzt in der Werkstatt an der Decke hängen, so dass wir nun alles beieinander haben.

Ein kleines Jubiläum

Zufrieden waren wir auch im August mit unserer kleinen Geburtstagsfeier – ein Jahr Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge.
Mal wieder fällig wäre eine verkehrserzieherische Veranstaltung mit der Dillinger Polizei, was aber ein ziemlich großer Aufwand ist…
Samstags  ist die Werkstatt alle 14 Tage vormittags für alle offen, jede Woche montags treffen sich die Mechaniker zum Schrauben und Planen

Ein kleines Fazit

Wir haben etwa 200 Flüchtlinge fahrradmäßig und auch sonst betreut. Die Schmelzer Bevölkerung hat alle diese Räder gespendet und immer noch bekommen wir welche angeboten. Die Werkstatt wird regelmäßig besucht: im Schnitt etwa von  20 Menschen. Unsere Werkstatttruppe besteht aus sechs Mountainbikern und vier syrischen Helfern, die aber nicht immer alle gleichzeitig da sind.

Gelungenes Integrationsprojekt

Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf des Projekts und dankbar für die Unterstützung, die wir von der Gemeinde Schmelz und BikeAid bekommen haben. Das Angebot für Flüchtlinge wird von den Schmelzern anerkannt und honoriert. Von den Flüchtlingen sowieso. Die Zusammenarbeit mit ihnen macht viel Spaß. Die Mitarbeiter sind äußerst hilfsbereit, pünktlich, auf sie ist Verlass.  Über die BesucherInnen können wir uns -  von wenigen Ausnahmen abgesehen – auch nicht beklagen. Sie sind freundlich, dankbar – und wollen uns ständig zum Essen einladen :-)
Aus unserer Sicht also eine gelungene Integration von Flüchtlingen, ein Projekt, von dem beide Seiten profitieren können.


Norbert Martini

 

Anm. d. BIKE AID Red.:
Norbert und seine Familie sind BIKE AID Mitglieder der ersten Stunde und setzen sich unermüdlich für  soziale Projekte rund ums Fahhrad in unserer Region ein. Legendär und eine echte Institution ist zudem sein "Tage- und Tourenbuch" in dem er seit mehr als einem Jahrzehnt aus dem Leben eines Bikers erzählt.