Die 5. Und letzte Etappe sollte nochmal alles von den Fahrern abverlangen. Hitze, Anstiege, Wind und flache Etappen – alles war bisher dagewesen. Aber was an diesem Tag auf die Fahrer wartete, dürfte vielen in langer Erinnerung bleiben.
In Massawa wähnten sich die Jungs noch bester Laune – war man doch noch wohlbehütet auf Meeresniveau und ahnte nur leicht, was dann kommen sollte. Dass Eritrea auch endlose scheinende Berge zu bieten hat, wurde auf der Strecke von Massawa nach Asmara gnadenlos und auf schlimmste Art und Weise vor Augen geführt.
Wir alle kennen ja die Alpen. Auch die berühmten Pässe der Tour de France klingen furchteinflößend, wenn man die Länge des Anstiegs betrachtet. Izoard, Télégraphe, Alpe d’Huez oder Col de la Madeleine. Alles schon einmal gehört, alles um die 20 bis 25 Kilometer Anstieg. Nun, an jenem Tag irgendwo in Ostafrika, vom Meer zurück nach Asmara auf 2400m Höhe mussten dann mal gleich 60 Kilometer Anstieg überwunden werden.
Was das für Qualen bedeutet, kann man sich bestimmt bildlich vorstellen. So sollte die Durchschnittsgeschwindigkeit der Etappe nach rund 4 Stunden Fahrzeit für 113 Kilometer „nur“ 28 Km / h betragen. Solche Erfahrungen kann man hier in Europa praktisch gar nicht sammeln. Die Frage aber bleibt: soll oder will man solche Erfahrungen sammeln? Fragt man die Fahrer nach dem Zieleinlauf, so findet man sicher nicht wenige, die diese Aktion sofort wiederholen würden. So ticken die Radsportleer einfach, auch wenn das bisweilen schon den Anschein von Masochismus haben muss, wenn man diesen Sachverhalt von außen neutral betrachtet.
Das Glücksgefühl eines jeden, der solche Tage übersteht ist einfach unbeschreiblich. Und wenn dann auch noch ein Platz auf dem Podium winkt, dann vergisst man jeden Schmerz recht schnell. So durfte auch unser Meron Amanuel seine Schmerzen schnell vergessen haben, als er sich als Punktbester Fahrer mit dem grünen Trikot auf dem Podium präsentieren durfte! Eine tolle Leistung, die das „eritreische Urgestein“ über die gesamte Rundfahrt zeigte. Auch mit Platz 8 in der Gesamtwertung überzeugte Meron mehr als zufriedenstellend!
Jetzt noch ein Rennen und dann geht das Abenteuer Eritrea für die Jungs zu Ende!