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Tour du Rwanda – Radsportbegeisterung, wie wir sie uns in Deutschland wünschen

Mittwoch, Mär 4, 2020 in Pro Cycling

Die Tour du Rwanda, mittlerweile Inbegriff der Radsportbegeisterung Afrikas, 3 bis 4 Millionen Zuschauer in 8 Tagen, ein Sportereignis, welches die Wunden nach dem schrecklichen Genozid glättet und das Ruanda als erstes Land Afrikas auf die Kandidatenliste für eine Radsportweltmeisterschaft gebracht hat. Ein Rennen, welches wie kein anderes aufzeigt, was Radsport bewegen und wie Radsport begeistern kann.

Für BIKE AID war die Tour du Rwanda 2020 eine Rückkehr, zuletzt war unser Team 2017 am Start, belegte mit Suleiman Kangangi Platz 3 in der Gesamtwertung.

Erfahrungen zum Nachdenken

Ein Rennen durch die tausend „Hügel“, nur für leichtgewichtige Kletterer geeignet, Bergwertungen bis auf 2.600m, sowohl landschaftlich als auch von der körperlichen Anstrengung atemberaubend. Ebenso augenöffnend, wenn man an der Grenze zum Kongo entlang fährt, geschützt von unzähligen Militärs, dahinter seit Jahrzehnten andauernde Milizenkämpfe. Jenem Land, welches so stellvertretend für die barbarische Ausbeutung der Kolonialzeit steht und bis heute keine Ruhe gefunden hat. Der Kongo, ein Land, welches uns so viele Antworten geben könnte über das Verhältnis von Europa und Afrika, wenn man nur bereit wäre, unbefangen und wirklich im Interesse der Menschen vor Ort nach Antworten zu suchen.  

BIKE AID Schule in Ruanda eröffnet

Vor der Rundfahrt eröffnete das Team gemeinem mit einer Delegation um BIKE AID Vorstand Uwe Kuntz, Unternehmer Paul Kast sowie dem Saartoto Geschäftsführer Michael Burkert eine Schule für 1.500 Kinder. Die Initiative beruht auf Reiner Meutsch aus Rheinland-Pfalz und dessen Projekt fly&help. Finanziert aus BIKE AID Spendengeldern, trägt die Schule den Namen BIKE AID School Saarland. „Für uns war dies direkt vor dem Rennen schon ein Highlight und machte auch unsere Fahrer sehr stolz zu sehen, dass wir hier nicht nur sportlich in Erscheinung treten, sondern etwas langfristig hinterlassen können“, so Matthias Schnapka.

Sportlich eine schwierige Angelegenheit 

Die erste Etappe stand dann gleich stellvertretend für den weiteren Rennverlauf. Mekseb Debesay, vierfacher Etappensieger in Ruanda und amtierender Afrikanischer Meister, stand zu früh im Wind, wollte den Etappensieg und erreichte Platz 6. Es gelangen weitere Top Ten Ergebnisse auf den folgenden Etappen.  Oft waren Suleiman Kangangi, Mekseb Debesay und Nikodemus Holler in der ersten Gruppe auf den höchsten Bergen, doch die taktische Zusammenarbeit harmonierte nicht wie gewollt. Salim Kipkemboi war noch nicht in der Form, wird nach einem schweren vergangenen Jahr noch weitere Rennen brauchen. „Es entstand nie der richtige Flow, irgendwie wollten wir immer zu viel, wir hatten viele Möglichkeiten, haben sie aber nicht umgesetzt“, so Matthias Schnapka, für den das Rennen selbst am Ende zu schwer war.

Ähnlich ging es aber auch den großen Europäischen Teams, allen vorweg Total Direct Energie, welche mit Rein Taaramae auch prominent vertreten waren, aber auch ohne Etappensieg abreisen mussten. Der Versuch der europäischen Pro Kontinental Mannschaften das Rennen kontrolliert verlaufen zu lassen, scheiterte immer wieder an den afrikanischen Fahrern. Gerade an den unglaublich starken Eritreern, welche hier in den Bergen Ruandas das perfekte Terrain vorfanden und auch den Gesamtsieg mit nach Hause nahmen.

Die letzte Etappe endete für uns leider mit einem dramatischen Sturz durch Kapitän Nikodemus Holler. In einer Abfahrt ging er volles Risiko, wollte zumindest auf der letzten Etappe ein Podiumsergebnis erzwingen und stürzte 6m im freien Fall einen Abhang hinunter. Als wir ihn im Krankenhaus besuchten, sah er wirklich nicht gut aus. Er hat mehrere Gesichtsfrakturen, Prellungen und Schürfwunden, aber keine ernsten Verletzungen. Sein Glück war wohl der weiche Untergrund bei der Landung, so dass es zu keinen wirklich schweren Verletzungen gekommen ist.

ARD begleitet BIKE AID nach Afrika

Für uns war diese Teilnahme dennoch ein Meilenstein unserer Teamgeschichte. Denn die ARD unter Durchführung des Saarländischen Rundfunk begleitete uns während der ganzen Zeit und es wird ein Dokumentarfilm und weitere kleinere Beiträge für verschiedene Formate geben, man darf gespannt sein. Alleine während der Tour gab es täglich eine Berichterstattung im Saarländischen Rundfunk von TV über Radio bis Social Media.    

Daran haben wir mehrere Jahre gearbeitet, Überzeugungsarbeit geleistet, dass es sich lohnt so etwas medial zu transportieren. Ein deutsches Kontinental Team nach Afrika zu begleiten ist keine Selbstverständlichkeit und sicher ein Novum in der ARD. Denn unser Team will damit ja auch in Deutschland die Radsportbegeisterung wieder entzünden, zeigen was Radsport bewegen kann, welche Geschichten er erzählen kann, der Öffentlichkeit zeigen das Radsport mehr als die Tour de France ist und auch nicht nur auf das Thema Doping zu beschränken ist.“ so Matthias Schnapka.

Vorbericht Saarländischer Rundfunk TV Aktueller Bericht 19.02.2020 (ab 33:13min)

Vorbericht Saarländischer Rundfunk SR1 Radio 19.02.2020

Schuleröffnung Saarländischer Rundfunk TV Aktueller Bericht 21.02.2020 (ab 32:01min)

Königsetappe Saarländischer Rundfunk SR3 Radio 26.02.2020

Schlussetappe Saarländischer Rundfunk TV Aktueller Bericht 01.03.2020

Fotos: Jana Haus