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Erlebnis der Extreme in Nordafrika – 2 Wochen Rundfahrt in Algerien

Donnerstag, Mai 9, 2013 in Pro Cycling

BIKE AID Männer Elite Team bestreitet die Tour de Algerie zum Saisoneinstieg.
Während hier noch der Winter vorherrschte, doch keine schlechte Idee die ersten Rennen der Saison unter afrikanischer Sonne zu absolvieren. So dachten es sich unsere Jungs. Timo Schäfer, Richard Stockhausen, Patrick Lechner, Karsten Keunecke und Daniel Bichlmann machten sich unter der Sportlichen Leitung von Peter Becker auf zu einem unbekannten Abenteuer. 
 
Algerien, ein Land mit derzeit nicht gerade sicherer Lage, nimmt man die Warnhinweise des Auswärtigen Amtes zur Kenntnis. Für BIKE AID war es die erste Reise in ein islamisches Land, wo man annehmen könnte, der Radsport ist nicht gerade die Sportart ersten Ranges. Wenn man abseits mittel Europas Radrennen bestreitet bekommt man immer zu hören: „Da wo ihr herkommt, da ist doch am meisten Radsport“. Die großen Rennen, die sogenannten Monumente des Radsports (z.B. Paris Roubaix, Flandern Rundfahrt, Mailand San Remo) und die 3 großen Rundfahrten sind hier in Mitteleuropa. Dies sind die Rennen, die Kern der Radsportkultur sind und die Weltweit durch Fernsehbilder die Begeisterung Straßenrennsport vermittelt haben. Doch dahinter sieht es bei uns nicht überall so rosig aus. Gesellschaftlicher- Sozialer Wandel, Wirtschaftskrise, Übersättigung, Dopingproblematik, Bürokratie, überholte Strukturen und Denkweisen in den Verbänden und was sonst noch alles machen es nicht gerade einfach, sorgen dafür dass es gerade in Deutschland nicht so gut um eine lebendige Radsportkultur bestellt ist. 
 
Welche Euphorie und Motivation in manchen Ländern besteht, welchen Willen die Organisatoren, Sponsoren, die Medien und die Politik an den Tag legen um eine Rundfahrt zu organisieren macht uns manchmal sprachlos. In Ländern, in denen es um Wohlstand und Bildung bei weitem nicht so bestellt ist wie bei uns. In dem die Rahmenbedingungen für solche Veranstaltungen insgesamt eigentlich deutlich schwieriger sind. Dies konnten wir letztes Jahr schon in Rumänien, Brasilien und Südafrika erleben. 
 
In Algeriern bekamen wir es erneut eindrücklich vor Augen geführt, welche unvergleichbare Faszination und Begeisterung in der Bevölkerung eine Rundfahrt auslösen kann. Die Algerier haben kurzerhand 4 Rennen der UCI Africa Tour aneinander gereiht, so dass eine zweiwöchige Rundfahrt herauskam. Ein organisatorischer Kraftakt, dessen Etat rund 6 Mio. Euro betragen haben soll. Durch die Wüste, am Meer und durchs Atlasgebirge führten die Etappen. Und in den Städten und Dörfern war ein unglaublicher Zuschauerzuspruch zu spüren. Auf jeder Etappe waren zehntausende Zuschauer im Ziel und entlang der Straßen drängten sich die Menschen in 3er und 4er Reihen. Für uns etwas gewöhnungsbedürftig war, dass dieses Vergnügen vorrangig den Männern bestimmt war. 
 
Zeit zum aufnehmen und genießen dieser Eindrücke hatten unsere Fahrer leider weniger. Die Etappen verlangten klimatisch und geografisch alles ab. Bei kühlen einstelligen Temperaturen mit Dauerregen und Schnee mussten Etappen von 230km absolviert werden. Im Atlasgebirge wurden richtige Hochgebirgsetappen ausgefahren mit Anstiegen von bis zu 25km. Waren die Etappen zu Ende, galt es endlos scheinende Bustransfers zu überstehen. Dennoch konnten wir uns das ein oder andere mal in die vorderen Plätze einmischen und im Feld der internationalen Teams bestehen. Mehrere Top 15 Plätze konnten unsere Fahrer erreichen. Auf der 209,5km langen Etappe von Setif nach Biskra konnte Philipp Becker sogar Platz 10 belegen. In der Gesamtwertung des letzten Rennens, der Tour de Blida, konnten Karsten Keunecke und Timo Schäfer die Plätze 13 und 15 in der Gesamtwertung belegen.