Neue Trainingsmethoden?
Es gibt ja viele Sprichwörter und oft ist es ja auch so, dass in vielen davon ein Funke Wahrheit steckt. Das Beste kommt also zum Schluss. So kann man im Grunde die zweite Woche der Tour of Qinghai Lake zusammenfassen. Und das gleich in vielerlei Hinsicht und nicht nur in sportlicher.
Doch gerade sportlich konnten die Jungs vom Team Stradalli – BIKE AID in der zweiten Woche der Rundfahrt wieder viele Akzente setzen. Hatte man zuvor noch hoch oben in den Bergen noch mit der Übermacht aus den „Radsportnationen“ Ukraine, Iran und Kolumbien zu kämpfen, denn diese Jungs schienen gar wie Motorräder die Berge nur so hochzufliegen. Man fragte sich tagein tagaus welche neuen Trainingsmethoden es in diesen Ländern denn so geben müsse und wo die Jungs nur die scheinbar genialen Trainer herholen würden. Natürlich überdachte der ein oder andere unserer Fahrer so seine Trainingsplanung, denn es schien ja tatsächlich eine Revolution in der Trainingslehre zu geben, von der man hierzulande offensichtlich noch nicht so viel vernommen haben mag. Die Recherchen laufen dahingehend noch, aber leider noch ohne Ergebnis.
Der Erfolg kommt ganz zum Schluss – Alle für Einen
Nach dem Ruhetag kam wieder etwas mehr Ruhe in die tägliche Jagd nach Ruhm und Ehre, denn das Relief der Etappen wies deutlich weniger Höhenmeter auf und es ging auch wieder auf eine für den homo sapiens aus niedrigen Gefilden erträglichere Höhe. Mit den „schnellen“ Etappen kamen auch die vor der Tour erhofften Ergebnisse. Gleich viermal konnte das Team seinen schnellen Mann aus Eritrea Meron Teshome in die Top Ten fahren, bevor es in Yinchuan zum „großen Coup“ kam und Meron inmitten renommierter Sprinter aus Europa auf Platz zwei landete. Ein klasse Ergebnis, das alle Vorbereitung und Entbehrungen rechtfertigte und an dem das gesamte Team seinen Anteil hat. Denn Radsport ist zwar vom eine Einzelsportart, in Wahrheit ist es aber so, dass ein Einzelner ohne sein Team und die hundertprozentige Aufopferung und Loyalität seiner Teamkollegen keine Chance hätte ein solches Ergebnis zu erzielen. Umso erfreulicher ist es, dass all diese Aspkte von dem in China anwesenden Team jeden Tag perfekt umgesetzt wurden und ein absolut toller Teamgeist herrschte.
Viel Arbeit und gute Laune
Aber nicht nur auf Grund der Ergebnisse war die zweite Woche beeindruckend, sondern vielmehr die Dinge, die sich um das Rennen herum abspielen gelangen bei so einer langen Rundfahrt in den Vordergrund. Man muss sich das so vorstellen, dass eine Rundfahrt gerade für die Betreuer eine Unmenge an Stress bedeutet und dass es zumeist sie sind, die von frühmorgens bis spätabends auf den Beinen sind und viele Dinge zu erledigen haben: Rennverpflegung vorbereiten - ca. 40 bis 50 Flaschen pro Tag, Verpflegungsbeutel mit Riegel, Gels und den allseits beliebten „Silberlingen“ (Waffeln mit Marmelade, eingewickelt in Alufolie) – Gepäck von allen verladen und am Hotel wieder entladen, Räder putzen warten und pflegen, Massage, Auto waschen und vieles mehr. Und so ist es absolut wichtig, dass eine Harmonie im Team herrscht, die es für alle Involvierten einfacher macht jeden Tag diese Arbeit immer wieder aufs Neue motiviert zu erbringen. So ist es absolut erwähnenswert, dass über die gesamte Zeit der Rundfahrt das gesamte Team als Einheit aufgetreten ist und gemeinsam nie den Spaß und Humor verloren hat.
Internationale Begegnungen
Was macht aber nun eine internationale Rundfahrt irgendwo in der Welt so interessant? Das ist neben all den bereits erwähnten Aspekten vor allem eines: Radsport ist eine Art Familie. Nicht nur im eigenen Team, sondern über Grenzen hinaus. In der ersten Woche bzw. am Anfang sind die meisten schon immer noch unter sich, was sich aber nach einer gewissen Zeit immer weiter auflöst und man gemeinsam mit anderen Teams, Betreuern und auch einheimischen Voluteers viel Spaß hat und sich gegenseitig ergänzt und behilflich ist. Es bilden sich Gruppen von Mechanikern, die beim Räderwaschen ihre eigene „internationale Party“ veranstalten oder aber sportliche Leiter die sich beim Verpflegen oder bei Defekten gegenseitig unterstützen. Man überwindet immer wieder Grenzen – jene politischen, die es in der Gesellschaft leider nur zu oft gibt und die das Leben oft nicht einfacher machen.
Mit etwas Wehmut verabschiedete sich jeder am letzten Abend wieder zurück in sein „eigenes Leben“ zu Hause und zwei aufregende Wochen mit Höhen und Tiefen nahmen ihr Ende.
Eine atemberaubende Landschaft, unglaubliche Städte, begeisterte Menschen und eine Radsportfamilie – die Tour of Qinghai Lake 2016 wird sicher allen Beteiligten in positiver Erinnerung bleiben und wir hoffen auch im nächsten Jahr wieder dabei sein zu dürfen.
Ergebnisse Tour of Qinghai Lake 2016