Ort des Geschehens war Sangerhausen in Sachsen-Anhalt. Thomas Liese, Nationaltrainer der Frauen und Armin Loos stellten am vergangenen Wochenende in einem organisatorischen Kraftakt die ganze Stadt Sangerhausen auf den Kopf und sorgten für eine gelungene Veranstaltung. Neben den Strassenmeisterschaften wurden auch gleich noch Zeitfahrmeisterschaften ausgetragen. Für die männlichen Profis sind die nationalen Strassenmeisterschaften ein letzter Formtest unmittelbar vor dem Start der Tour de France. Mit dem Meistertrikot ist Aufmerksamkeit auf den Straßen Frankreichs garantiert, weswegen es heiß umkämpft ist.
Auch ohne Tour de France sind die Meisterschaften bei den Frauen nicht weniger spannend. Die Siegerin der Frauen darf ein Jahr lang das Meistertrikot in den Rennen der Weltcups oder den großen Rundfahrten tragen. Mit Fahrerinnen wie beispielsweise
Judith Arndt und
Ina-Yoko Teutenberg vom Team HTC – Columbia oder
Charlotte Becker und
Claudia Häusler vom Cervelo Test Team gehören die deutschen Frauen zur absoluten Weltspitze. Nicht zu vergessen die Fahrerinnen des einzigen deutschen Frauen Profiteams Noris Cycling, wie z.B.
Trixi Worrack. Diese Fahrerinnen gewannen Weltcup Rennen, Weltmeisterschaften und Medaillen bei Olympischen Spielen. Mit diesen Fahrerinnen müssen unsere Mädels mithalten, dass ist wie FC Saarbrücken gegen FC Bayern München.
130km auf einer rund 10km langen Stadtrunde. Eine technisch Anspruchsvolle Runde mit einer Zielrampe mit ca. 12%, von der Charakteristik vergleich mit einem belgischen Klassiker. Eine ordentliche Herausforderung für die 6 BIKE-AID Fahrerinnen Nicole Ackermann, Elena Eggl, Sabine Fischer, Manuela Haverkamp, Tina Heizmann und Désirée Schuler. Von Beginn an wurde von den Profis ein offensives Rennen gefahren und Runde für Runde vielen Fahrerinnen aus dem Feld. Unsere Fahrerinnen schlugen sich wacker bis etwa zur Hälfte des Rennens. Vor der entscheidenden Attacke durch Becker, Arndt und Worrack war das Rennen so schnell, dass erneut viele Fahrerinnen das Feld ziehen lassen mussten. Leider konnten auch hier 5 der 6 BIKE-AID Fahrerinnen nicht mehr mithalten und mussten, wie mehr als die Hälfte der gestarteten Fahrerinnen, das Rennen vorzeitig beenden.
Von nun an war Désirée Schuler auf sich alleine gestellt und versuchte das Beste aus der Situation zu machen. Eingangs der Schlussrunde forcierten die verbliebenen Profis im Feld das Tempo um eine Verfolgergruppe zu formieren. Désirée Schuler versuchte mitzugehen und kam auf Tuchfühlung heran. Auf dem höchsten Punkt der Strecke versagten ihre Kräfte und sie viel zurück ins Feld. Als die Betreuer des Teams im Ziel hinter der Siegerin Charlotte Becker auf das Hauptfeld warteten ging es noch um Platz 12. Aber keine hätte damit gerechnet, dass Désirée Schuler an erster Stelle des Feldes die Zielrampe hoch flog, damit den Sprint des Feldes gewann und mit Platz 12 drittbeste Amateurin der Deutsche Meisterschaften wurde.
Weniger erfolgreich schnitt das Team am Vortag bei den Zeitfahrmeisterschaften ab. Mit Sabine Fischer und Ellen Janßen fehlten die stärksten Zeitfahrerinnen des Teams. Um so bedauerlicher, da dieses Rennen für die Bundesliga gewertet wurde. Die tellerflache Strecke bot eigentlich keinerlei Schwierigkeiten und war wie gemacht für schnelle Durchschnittsgeschwindigkeiten. Bei den Männer bedeutete das für den Sieger
Tony Martin über 51km/h. Martin hat allerdings dieses Jahr schon die Zeitfahren bei der Tour de Suisse und Tour of California gewonnen und Kandidat für das weiße Trikot bei der Tour de France. Mit 46,87km/h war Judith Arndt, die Siegerin der Frauen nicht viel langsamer unterwegs. Unsere Fahrerinnen erhielten während dem Zeitfahren unterhaltsame Begleitung. Die Strecke über 27km mit Wendepunkt schien lang genug, um verschiedene Klimazonen zu durchschreiten. Am Ziel und an der Wende war es fast trocken und mild und die Fans feierten begeistert die Fahrerinnen. Sie ahnten allerdings nicht, dass die Fahrerinnen im Mittelteil mit Sturzregen und Hagelschauer zu kämpfen hatten. Gepaart mit heftigen Windböen hatten einige unserer Fahrerinnen mehr damit zu kämpfen, die Wind anfälligen Aero Laufräder unter Kontrolle zu halten als zu treten.
Um so erstaunlicher, dass Tina Heizmann bei ihrem zweiten Zeitfahren überhaupt mit Platz 31 beste Fahrerin des Teams wurde. Dicht gefolgt von Manuela Haverkamp auf 32, Elena Eggl auf 38 und Désirée Schuler auf Platz 52. Trotz des schlechten Zeitfahren reichten die Punkte für Elena Eggl und Désirée Schuler um mit Platz 16 und 19 in der Bundesliga Gesamtwertung weiterhin in den Top 20 zu bleiben. Da Ellen Janßen nicht starten konnte, musste sie ihre vordere Platzierung leider abgeben. In den kommenden Bundesliga Rennen besteht aber für Ellen durchaus die Chance wieder Boden gut zu machen und mit Manuela Haverkamp auf 22 hat eine weitere BIKE-AID Fahrerin Aussichten auf einen vorderen Platz.
Vielen Dank an Klaus Weber für die Fotos!