Das Bikefestival Willingen (www.bike-festival.de) ist laut Veranstalter die größte Mountainbikeveranstaltung in Deutschland. Ich habe - neben 1800 anderen Menschen - in diesem Jahr zum dritten mal am Marathon teilgenommen. Trotz einer stolzen Startgebühr von 40 Euro gibt es kaum eine Veranstaltung, die Vergleichbares bietet. Wo sonst findet man sämtliche Bike- und Komponentenhersteller, Shops und vor allem jede Menge hochklassig besetzter Wettbewerbe mit Weltklassefahrern - und das ganze nur eineinhalb Stunden von meiner aktuellen Heimat Ruhrgebiet entfernt? Alleine die Handschuhe von Ziener im Startpaket in diesem Jahr sind schon locker das halbe Startgeld wert. Also - der Termin ist gesetzt und sein Geld wert!
Meine Frau Corinna und ich sind am Freitag abend angereist und haben - zusammen mit vielen weiteren Bikern ein nettes Hotel in Willingen bezogen. Da wir beide in Startblock B bereits um 7:30 gestartet sind, hat sich so für uns die Gesamtsituation - gegenüber einer Anreise am Morgen - als recht entspannt dargestellt. Das großartige Frühstück im Hotel gab’s bereits ab 6 Uhr - das nenn ich Biker-Kundenorientierung!
Noch recht müde sind wir dann die drei Kilometer zum Start gerollt und ich habe es auch fast geschafft rechtzeitig zum Start aufzuwachen - ein kleines Video zu dieser Zeit scheint jedoch das Gegenteil beweisen zu wollen - als der Startschuss gefallen war, gab’s jedoch kein Halten mehr - noch ein kurzer Abschiedskuß und beste Wünsche für Corinna und los ging’s. Dieses Mal hatte ich mir schon etwas vorgenommen, insbesondere nicht bereits am ersten Berg im Stau zu stehen. Also nichts wie los und mit Vollgas nach vorne. Auf den ersten Kilometern hatte ich bereits viele Mitstreiter hinter mir gelassen - so ging meine Rechnung auch auf. Oben angekommen, hatte sich für mich das Feld bereits zurechtgerüttelt und ich bereits freie Bahn. Hier hat sich also meine Entscheidung auf das Hardtail zu setzen bereits ausgezahlt. Von da an hieß es beißen!
Die äußeren Bedingungen haben sich als optimal erwiesen: Die Strecke recht trocken, 15°, bewölkt und ab und zu ein kurzer Schauer - den man aber nicht wirklich wahrgenommen hat. Da hatte ich Glück, denn in meinem grenzenlosen Optimismus habe ich nur Kurz-Kurz eingepackt - schlechteres Wetter wäre für mich fatal geworden.
Die Strecke hat sich zum letzten Jahr nur marginal geändert. Wie immer viele Waldautobahnen im ersten Abschnitt, die ein hohes Tempo erlaubten, die Verpflegungsstation im Tiefflug genommen und nach 2:27 die Kurzstrecke absolviert. Hier schien eine Zeit unter 5 Stunden möglich. Wäre ich hier ins Ziel abgebogen, hätte ich Platz 12 in meiner Altersklasse belegt, wie ich nachher feststellte. Stattdessen also wieder hoch auf den Ettelsberg (der schien dieses Jahr auch flacher gewesen zu sein…) und von da an wurde die Strecke deutlich anspruchsvoller - einige fiese Rampen, schnelle Abfahrten auf Waldautobahnen mit Querfugen, ein wirklich eklig steiniger Downhill - da war ich froh, dass ich den ohne Blessuren überstanden hatte. Dann die letzten Kräfte mobilisieren und den Berg bis KM 85 hochstrampeln - die letzten 10 Km gings vor allem runter - uff…
Dann die Überraschung unmittelbar vor dem Ziel: Von rechts kommt Corinna gerade von der Kurzstrecke auf die Zieleinfahrt eingebogen und wir rollen gemeinsam über die Linie - scheinbar wie verabredet - so ist das wohl nach fast zehn Jahren Ehe ;o)
Im Ziel dann 96km, 2650 Höhenmeter in 4:53h - 16. Platz Masters. Corinna hat die 53km mit 1450 HM in der gleichen Zeit absolviert. Dann hieß es sich schnell noch bei Nudelsüppchen, Buttermilch und Kuchen stärken und ab unter die Dusche. Am Hotel angekommen hat es schließlich angefangen, wie aus Kübeln zu schütten - und den Rest des Tages nicht mehr aufgehört. Alles in allem alles richtig gemacht!
Abends hatten wir zwar geplant endlich mal an der Bikerparty teilzunehmen, aber wir waren beide so platt, dass wir es nicht mehr aus dem Zimmer geschafft haben - schade eigentlich - also dann im nächsten Jahr…Stefan